Der 1947 geborene Autor Alfons Schweiggert ist eine ausgewiesene Koryphäe auf dem Gebiet der (bayerischen) Geschichte allgemein und des bayerischen Königs Ludwig II. im Speziellen. Allein Amazon listet von ihm derzeit 288 verfügbare Titel; sein erstes Buch veröffentlichte er 1971.
Aus diesem Fundus an Wissen und Quellen hat er – passend zur Weihnachtszeit – sein neuestes Werk zusammengestellt: „Weihnachten mit König Ludwig II.“.
Das Thema ist vielleicht ein wenig kitschig, die Überschriften sind in Schreibschrift gehalten und die zahlreichen Fotos in Sepia abgebildet.
In zehn Kapiteln führen die kurzweiligen Anekdoten von den ersten Weihnachtsfeiern des kleinen Prinzen (1847) bis zum letzten Silvester (1885). Darin erfährt der Leser nicht nur mehr über die Feste zum Jahresende im Kreise der Familie und deren Bedeutung für Ludwig, sondern – ganz nebenbei – auch vieles über die Kultur des Festes in Bayern.
Die Weihnachtskrippe, wie wir sie heute kennen, war lange Zeit verboten! Sie galten als „Relikte einer von abergläubischen Tendenzen bestimmten und äußerst fragwürdigen Volksfrömmigkeit. Deshalb fielen sie staatlichen, aber auch kirchlichen Verboten zum Opfer“ (S. 31). Von der katholischen Kirche wurde auch das Aufstellen so genannter Christbäume „als heidnisches Symbol abgelehnt“ (S. 35). Die Sternsängerei war sogar von der Polizei streng verboten.
Ludwig dagegen liebte Krippen und Christbäume, so dass Schweiggert dem Thema ein ganzes Kapitel widmet. Er bezeichnet ihn mal als „Vater“, mal als „Paten“ der Christbäume in Bayern; gleichzeitig schreibt er aber, dass diese Tradition durchaus schon vorher (1816/1847) bestand. Ludwig hat „seine Weihnachten“ eher still und im engeren Kreise gefeiert, so dass nicht ganz deutlich wird, wie er damit zum „Trendsetter“ werden konnte.
Die königliche Familie hat später für jeden einen eigenen Christbaum aufgestellt, unter dem dann jeder seine Geschenke fand. Schweiggert berichtet von den Geschenken, die Ludwig bekam, auch und vor allem aber, was Ludwig an andere verschenkte. Ludwig war ein freudiger Schenker, der sich stets sehr viele Gedanken um die Präsente machte. Nach heutiger Kaufkraft soll Ludwig knapp drei Millionen Euro für Weihnachtsgeschenke ausgegeben haben (S. 28).
Die Quellen zu den Ereignissen werden meist mit angegeben – oft wird auch aus Romanen (manche zu Recht mit einigen Zweifeln an der Wahrhaftigkeit) zitiert. Eine sehr schöne solche Anekdote ist z. B. der Besuch in einer Mitternachtsmesse, die Ludwig unerkannt besucht haben soll. Zu den sehr schönen Abbildungen gibt es keine Quellenangaben, einige sehr gelungene Collagen könnten daher von Schweiggert selbst stammen.
Eine besonders schöne Geschichte erzählt von einer (ungenannt bleibenden) Familie, die jedes Jahr ihr Fest ganz im Sinne des ehemaligen Königs feiert (S. 79 ff.). Sie hält bis heute die Tradition aufrecht, auch Bedürftigen zu schenken, so wie auch für Ludwig „Weihnachten ein Fest der Armen“ (S. 68) war.
Insgesamt bietet das kleine Büchlein ein schönes Mosaiksteinchen für Leser, die sich für die Tradition der Jahresendfeste interessieren, die etwas mehr darüber erfahren möchten, welche Bedeutung es für Ludwig von klein auf hatte und wie er diese Feste feierte. (MF)
Alfons Schweiggert
„Weihnachten mit König Ludwig II.“
Verlagsgruppe Husum, 2013
112 Seiten, Euro 6,95
ISBN 978-3-89876-706-4