Schloss Neuschwanstein in 3D

Titelbild
Martin Papirowski (Text): „Schloss Neuschwanstein 3D“
Emons Verlag GmbH, Köln 2016
ISBN 978-3-95451-881-4 (ISBN-10: 3954518813)
Englisch, Deutsch
96 Seiten, 16,95 EUR

Das bis heute unvollendete Schloss Neuschwanstein ist immer wieder schön anzusehen – wären dort nicht zu fast jeder Tageszeit unzählige Touristen. Man hat aber natürlich die Möglichkeit, sich mit Träumen und Phantasie, die sich durch diverse Hilfsmittel beim Alleine-Betrachten unterstützen zu lassen. Schon früh wurden Poster und Bildbände gedruckt, die einige schöne Blicke erlauben. Mit Hilfe der digitalen Technik sind heute weitere Möglichkeiten vorhanden, virtuelle Einblicke und Rundgänge vorzunehmen. Einen reizvollen Blick durch die 3D-Brille auf das Schloss und einige Räume ermöglicht dieses Buch aus dem Kölner emons-Verlag.

Der Autor

Als einer der führenden Fernsehproduzenten im kulturellen Bereich gilt der 1960 in Dortmund geborene Autor Martin Papirowski. Neben seinen mehr als 100 Dokumentarfilmen, darunter die ZDF-Sendereihen „Terra X“ und „Sphinx“, publiziert er auch – zuletzt zum „Kölner Dom 3D“ und mit „Giganten der Gothik“ – zur Baukunst der Kathedralen. Als Fachlektor arbeitete Thomas Ott, der auch das Vorwort schrieb.

„Faszinierende Bilder“

Der Klappentext preist „faszinierende historische und aktuelle Bilder von Schloss Neuschwanstein in einmaliger 3D-Darstellung“ und eine „einzigartige Panoramakarte“ an. Das ist nicht übertrieben! Es finden sich tatsächlich herrliche Bilder, manche sogar über eine Doppelseite. Historische Bilder wurden für den 3D-Effekt als Anaglyphenbild bearbeitet. So entsteht durch die beigefügte Rot-Cyan-Anaglyphenbrille im Gehirn des Betrachters ein räumliches Bild durch die in Komplementärfarben dargestellten Halbbilder. Leider funktioniert das bei manchen Bildern nicht ganz – bei der Mehrzahl der Fotos entsteht aber tatsächlich ein fantastischer Eindruck.

Es sind allerdings nicht alle Bilder in 3D abgebildet und die 3D-Brille ist wohl eher eine Kindergröße. Die Brille eignet sich natürlich nur zum Betrachten der 3D-Bilder – so stört sie beim Betrachten des Textes. Umgekehrt stören die (ohne Brille verschwommen erscheinenden) Bilder beim Lesen. Hier hätte sich vielleicht ein getrennter 3D-Bilder-Teil im Buch angeboten.

Informationen zu Architektur und Baugeschichte und zum Leben und Tod des Märchenkönigs

Die Bilder werden ergänzt mit der bereits erwähnten Panoramakarte am Ende, aber auch mit Info-Kästchen, wie z. B. Zeitleisten zum Lebenslauf und zur Schlossgeschichte. Weitere Info-Kästchen informieren mit ergänzenden Angaben bspw. zu Richard Wagner oder „Fakten zum Bau“. Ganz besonders gelungen sind aber die sehr schön dargestellten Grafiken zu den Finanzen (Seiten 42 und 71).

Leider steht der Text insgesamt im krassen Gegensatz zu den schönen Bildern. Der Autor legt sehr viel Wert auf Fakten und Hintergründe. So lässt sich König Ludwig II. sehr schön in „die Sehnsüchte jener Zeit“ (Seite 47) einordnen. Auch die Vergleiche des Schlosses mit anderen zeitgenössischen Bauten, wie z. B. Schloss Drachenburg (Königswinter), Burg Hohenzollern (Hechingen) oder Kölner Dom und Synagoge, sind sehr gelungen. Der Grundton zeigt aber eine wohl grundsätzliche Ablehnung Ludwigs, indem er oft von Größenwahn, Exzentrik und Realitätsverweigerung schreibt. Auch für das Schloss scheint er sich nicht wirklich zu begeistern. Hier schreibt er von völlig irrationaler, „massiv gebauter Märchenkulisse mit einfacher Architektur-Arithmetik (Seite 74). Das „Produkt egozentrischer Selbstverwirklichung“ wurde von einem „gequält-despotischen Mensch“ geschaffen, der für die heutigen Besucher „bei der Findung abschreckender Strafen einige Phantasie bewiesen“ hätte (Seiten 107/109). Papirowski schließt seinen Text immerhin mit einem kleinen Trost: „Ludwig wollte, dass seine Schlösser nach seinem Tod abgerissen werden. Da hat die Welt noch einmal Glück gehabt!“ (Seite 109).

Zusammenfassung

Beim ersten Durchblättern überwältigen den Leser tatsächlich die vielen schönen Bilder und Fotografien der Innen- und Außenansichten von Schloss Neuschwanstein und weiterer, den Text ergänzenden Abbildungen und Grafiken. Beim Text selbst kann das Entzücken allerdings leider im Halse stecken bleiben. Vielleicht ist die Ironie der Texte und der ausgewählt negativen Zitate nicht gleich zu erkennen, aber an vielen Stellen ist die ablehnende Haltung doch zu intensiv.

Drei Dimensionen: Empfehlungen

Es gibt heute einige weitere Möglichkeiten, Schloss Neuschwanstein in dreidimensionaler Schönheit zu entdecken. Dazu gehört seit kurzem die Seite Bayernatlas (https://kurzlink.de/Bayernatlas) – dort sind auch weitere Schönheiten Bayerns zu entdecken. Speziell zu den Räumen Neuschwanstein findet man bei 3D-Top-Event mehrere sehr schöne Ansichten (https://kurzlink.de/3D-Top-Event). Und natürlich findet man auch auf der Seite der Bayerischen Schlösserverwaltung Bilder, Filme und interaktive Seiten (http://www.schloesser.bayern.de und https://kurzlink.de/NeuschwansteinBilder). Die aber wohl eindrucksvollsten Impressionen findet man meines Erachtens bei Kienberger (Besprechung dazu: https://kurzlink.de/Kienberger) und bei der interaktiven DVD „König Ludwig II. Schlösser in 3D“ (https://kurzlink.de/SchloesserDVD).

(c) Michael Fuchs, Berlin, April 2017

Frühjahrsauftakt in Linderhof: Neue Führungen in der Gurnemanzklause und in der Hundinghütte ab 15. April

Obwohl auf den umliegenden Bergen noch Schnee liegt und man den wechselhaften warmen Lüftchen noch nicht recht trauen kann, ist es wieder soweit: Wie die Bayerische Schlösserverwaltung mitteilt, startet die auf 1000 Metern Höhe liegende Schlossanlage Linderhof  in die  Sommersaison. So gelten ab sofort die Sommeröffnungszeiten: Das Schloss Linderhof ist nun täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr, die Ausstellung „Vom Lynder-Hof zum Schloss“ im Königshäuschen von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr zu besichtigen.

Pünktlich zum Saisonstart gibt es auch eine neue Attraktion: Führungen durch  Hundinghütte und Gurnemanzklause. Während der ca. halbstündigen Erläuterung in den nach historischen Vorbildern rekonstruierten Staffagebauten erfährt man Wissenswertes über die wechselvolle Vergangenheit der Originalbauten. Welche Geschichte und Geschichten erlebten diese vor der Öffentlichkeit verborgenen Orte, die König Ludwig II. in einem Brief an Richard Wagner lobte als „dort ist es gut sein und der Genuss des Versenkens […] ist ein erhöhter“? Wie wurden die Orte der Oper „Die Walküre“ und des Bühnenweihfestspiels „Parsifal“ von Richard Wagner dramatisch in Szene gesetzt? Dieses und mehr erfahren die Besucher ab dem 15. April täglich um 11:30 Uhr; 12:30 Uhr; 14:30 Uhr; 15:30 Uhr; 16:30 Uhr  und 17:30 Uhr. Treffpunkt ist an der Gurnemanzklause. Zur Teilnahme an den Führungen sind alle Inhaber der Gesamtkarte und der  Parkbauten-Karte berechtigt.

Der Weg zur Hundinghütte und zur Gurnemanzklause führt durch den erst langsam erwachenden Park. Ab Samstag, den 15. April 2017 sind die Parkbauten wieder geöffnet und die Brunnen in Betrieb. Bevor die prachtvollen Blumenrabatten sommerliches Flair verbreiten, müssen insbesondere die Nachttemperaturen noch erheblich steigen. In Deutschlands höchstgelegenem Schlosspark wird erst nach den Eisheiligen ausgepflanzt. Auf nicht allzu sommerliche Temperaturen sollten sich daher auch die Gäste einstellen: „Man weiß ja nie, was noch runter kommt -– daher raten wir jedem Besucher, der im April zu uns reisen will, mit winterlichen Straßen- und Wegeverhältnisse zu rechnen“ erläutert Sigrid Stache, die Leiterin der Schloss- und Gartenverwaltung Linderhof. Wer das Auto lieber stehen lässt, kann ab dem 7. April 2017 an Freitagen, Samstagen, Sonntagen und Feiertagen eine Fernbuslinie ab München nutzen.  Nähere Infos unter www.flixbus.de.

Die Sommersaison endet in Linderhof am 15. Oktober 2017. Die Venusgrotte bleibt in den nächsten Jahren wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen.

Schloss Linderhof

Bayerische Schlösserverwaltung