Parfum und Prunk – Wie Ludwig II. die Luft verzauberte

Blumen und Düfte
Blumen und Düfte

König Ludwig II. von Bayern, berühmt für seine Bauten und seine Liebe zur Musik, unter anderem von Richard Wagner, er war aber auch ein Mann des feinen Geruchs. Weniger bekannt als seine architektonischen Meisterwerke, aber nicht minder faszinierend, ist seine Vorliebe für exquisite Parfums. In einer Zeit, in der Düfte nicht nur Wohlgeruch, sondern auch Ausdruck von Status, Persönlichkeit und Weltanschauung waren, inszenierte sich Ludwig II. auch olfaktorisch mit großer Stilsicherheit.

Ein Hof im Zeichen des Wohlgeruchs

Flakons: Parfum, Blumen und Duft
Flakons: Parfum, Blumen und Duft

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs in der Parfümwelt. Mit der Industrialisierung und chemischen Innovationen wie der Entdeckung von Vanillin oder Cumarin wandelte sich Parfüm vom aristokratischen Luxusartikel zum bürgerlichen Kulturgut. In Frankreich entstanden Parfümhäuser wie Guerlain und Houbigant, doch auch in Bayern hielten feine Düfte Einzug in die Gemächer der Reichen und Schönen. Besonders beliebt: das Kölnisch Wasser von Johann Maria Farina in Köln, ein spritzig-frischer Zitrusduft, der nicht nur Napoleon begleitete, sondern nachweislich auch Einzug in die Residenzen des Hauses Wittelsbach hielt.

Ludwigs Düfte: Zwischen Zitrus und Theaternebel

König Ludwig II. war bekannt für seine außergewöhnliche Lebensweise. Er hatte beheizbare Marmorbäder, ging niemals unfrisiert aus seinen Gemächern und vertraute seinem Friseur fast blind. Wie bei allen Themen, die ihn interessierten, überließ Ludwig auch bei Düften nichts dem Zufall. Laut Kaiserin Elisabeth von Österreich umgab ihn stets ein „schwerer, süßlicher Duft“. Die Rede ist von „Chypre“.

Doch was verbarg sich hinter diesem geheimnisvollen Namen? Der Begriff „Chypre“ – französisch für Zypern – bezeichnet eine Duftfamilie, die mit Zitrusnoten beginnt, ein florales Herz hat und in einer moosig-harzigen Basis aus Eichenmoos, Labdanum und Patchouli endet. Der Duft ist so komplex wie der König selbst: romantisch, melancholisch, etwas aus der Zeit gefallen – ganz wie Ludwig, der sich lieber in der Sagenwelt oder in der Barockzeit Ludwigs XIV. bewegte als in der Realpolitik des Deutschen Kaiserreichs.

Ein Duft wie ein Schloss

Blumen im Schloss
Blumen im Schloss

Der Chypre-Duft war für Ludwig II. vermutlich mehr als ein Wohlgeruch. Er war Teil seiner Inszenierung. Wie seine Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee in den Stilwelten vergangener Jahrhunderte schwelgen, so rief auch sein Parfüm eine Welt wach, die es so nie gegeben hatte. Vielleicht nutzte er Chypre, um seine eigene Gegenwart in einen Hauch von Mythos zu hüllen – eine Duftwolke als persönliche Nebelmaschine seiner Majestät.

Zitrus für den Tag, Chypre für die Nacht?

Neben dem opulenten Chypre verwendete Ludwig auch Eau de Cologne von Farina. Dieser Duft, mit seinen belebenden Noten aus Bergamotte, Zitrone und Neroli, war vermutlich für die Tagespflege reserviert, während Chypre den König in seine abendlichen Inszenierungen begleitete. Man stelle sich vor: der König, allein im Spiegelsaal von Herrenchiemsee, umhüllt von Duft, Musik und Lichtspiel.

Eine Duftspur in die Gegenwart

Obwohl kein Flakon aus Ludwigs Besitz heute noch Duftstoffe in ihrer ursprünglichen Form enthält, gibt es moderne Parfums, die seinem Geschmack nahekommen. Die Parfümerei Brückner in München bietet ein „König Ludwig“-Parfüm mit Lavendel- und Zitrusnoten an – inspiriert vom Geist der Zeit, wenn auch nicht historisch belegt.

Der König und sein Duft

Parfum und Duft
Parfum und Duft

König Ludwig II. war nicht nur ein Bauherr und Fantast, sondern auch ein ästhetischer Visionär im Reich der Sinne. Sein Umgang mit Düften zeugt von feinem Gespür für Inszenierung, Symbolik und Persönlichkeit. Der Duft, den er wählte, war Teil seines Selbstbildes – ein unsichtbares Zepter, das ihm auch dann zur Seite stand, wenn ihn niemand sah. In einer Welt des Prunks und der Einsamkeit war Chypre vielleicht sein treuester Gefährte.

(c) Michael Fuchs, Berlin, 31.03.2025

Autor: admin

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