115 Bundestagsabgeordnete haben in den Monaten vor der Bundestagswahl für insgesamt 68 800 Euro 396 edle goldene Füller und Kugelschreiber der Nobelmarke Montblanc geordert – auf Kosten des Steuerzahlers, versteht sich. Ihre eigenen Füller haben die Abgeordneten nicht mitgebracht, um die Behördenfüller nicht abzunutzen, sondern sie haben stattdessen fleißig Behördenfüller eingesackt (und besonders kräftig haben gerade auch solche Abgeordneten zugelangt, die damit rechnen mußten, in dieser Legislaturperiode dem Bundestag nicht mehr anzugehören).
Der Autor stellt diese „Arroganz“ dann in einen Zusammenhang mit König Ludwig II. von Bayern:
Natürlich kann man nun auf Monarchen verweisen, die die öffentlichen Kassen für ihre Prunkbauten plünderten, aber manche dieser Schlösser ziehen heute immerhin jedes Jahr Millionen Besucher an – man denke etwa an die Märchenschlösser des bayerischen Königs Ludwigs II. – und bescheren dem heutigen Staat üppige Einnahmen, so daß die Demokratie nicht nur in dieser Hinsicht (man denke an den Verfall der allgemeinen Bildung) von dem zehrt, was in vordemokratischer Zeit aufgebaut wurde.
Nun könnte man meinen, aufgrund des schon falschen Zusammenhangs, Ludwig hätte „öffentliche Kassen geplündert“, kommt der übliche Vorwurd; aber der Autor bekommt dann doch noch einmal die Kurve:
Hätte Ludwig II. die knapp 70 000 Euro ausgegeben, stünde heute wenigstens irgendein kleines Kunstwerk mehr in einem bayerischen Museum, aber wer wird in hundertzwanzig Jahren einen goldenen Füller aus dem Besitz eines Bundestagsabgeordneten besichtigen wollen?