Königshaus am Schachen

2012-07-30 13.47.05-1Das Königshaus am Schachen ist kein Jagdhaus – König Ludwig II. von Bayern verabscheute die Jagd – und es ist auch kein Schloss, eher eine bürgerliche Villa. Dennoch hat es von beidem etwas. Durch seine wunderbare Lage in den Bergen ist es recht schwer erreichbar und belohnt gleichzeitig mit einem herrlichen Ausblick in die Landschaft und fantastischen Einblicken. Der Schachen liegt in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, das Königshaus gehört zur Verwaltung von Schloss Linderhof.

Wer Antworten zum Königshaus in der Literatur sucht, der wird in zahlreichen Reisebegleitern und „Führern“ fündig. Meist ist das Königshaus im Zusammenhang mit Schloss Linderhof zu finden. Nun hat die Bayerische Schlösserverwaltung in diesem Jahr einen neuen „Amtlichen Führer“, bearbeitet von Dr. Uwe Gerd Schatz, herausgegeben, das wir hier vorstellen möchten.

Stil und Heimat

Oft wird der Stil des braunen Hauses unter der Wetterwand für bayerisch oder schweizerisch gehalten. Dabei ist das Haus ganz klar im Äußeren an der Kunstrichtung des Bosporus orientiert. Der Orient in den Alpen. Die Ornamente in der Fassung und die Giebelstirnseite „haben nichts mit heimischer Bautradition zu tun. Sie sind Vorbildern aus der osmanischen Holzarchitektur entnommen“ (Seite 14). So verwundert es schon etwas, wenn der für die Schlösser zuständige bayerische Staatsminister, Dr. Markus Söder, im Begleittext von einem „Sinnbild unserer Heimat“ und der „Schönheit und Geschichte Bayerns“ schreibt. Wir widmen uns lieber dem Inhalt des „Führers“ und dem Königshaus selbst.

Das Jagdhaus

Schon im Herbst 1869 hat der 24 Jahre alte König Ludwig II. seine Bauabsichten geäußert und einen Reitweg anlegen lassen. Offiziell hieß es lange Zeit Jagdhaus, aber es fanden dort natürlich keine Jagden statt. Überhaupt fanden zu seiner Regierungszeit keine Hofjagden statt. Sie wurden erst unter Prinzregent Luitpold wieder eingeführt, der mit seinen Gesellen später auch auf dem Schachen hauste (Wolfgang S. Madl: „Die Allerhöchste Jagd in Oberammergau unter König und Prinzregent“, Winzer 2005).

Mit dem Bau wurde der 39jährige Architekt Georg von Dollmann beauftragt. Das Haus wurde zunächst mit einem modernen Grundriss in traditioneller Holzbauweise im Stil großbürgerlicher Villen gebaut und war schon im Herbst 1870 fertig gestellt. Man kann den ursprünglichen Bau noch im Erdgeschoss des heutigen Gebäudes erkennen: ein erdgeschossiger Ständerbau mit Satteldach und niedrigem Obergeschoss.

Ganz typisch für Ludwig war, dass er schon bald Änderungen vornehmen ließ. Wichtig war ihm, dass das „Türkische Zimmer“ im Obergeschoss „gegenwärtig keinem solchen ähnlich sähe“. So wurde quasi quer über dem Erdgeschoss ein Saal errichtet, der auf einer Balkensubkonstruktion errichtet war. Ludwig hatte sich Fotografien von den Häusern der griechischen Priester auf den Prinzeninseln vor Istanbul und dem Palast Selims III. besorgen lassen und war auch sonst in der zeitgenössischen Literatur, in Reiseberichten und Bildern fündig geworden.

Der Umbau wurde bis August 1872 fertig gestellt und in dem Zustand sieht man das Haus noch heute. So hat Ludwig das Haus jedes Jahr besucht, „mindestens e20040924_Schachen_217inmal im Jahr zur Zeit seines Geburtstages am 25. August, meistens noch ein zweites Mal im September, manchmal sogar noch im Oktober“.

In dem Büchlein sieht man die Grundrisse und Aufrisse auf den Seiten 10 bis 13 sehr schön gegenübergestellt. Allein die beiden Seitenbalkone über den freien Dächern des ehemaligen Hauses existieren heute nicht mehr; ein Foto von 1886 findet sich aber auf Seite 14.

Engagiert wurden für den Bau und die Einrichtung ausschließlich einheimische Firmen und Künstler; so zum Beispiel Maurer, Zimmermänner und Schreiner, Maler und Anstreicher, Schlosser, Glaser, Bildhauer und Vergolder – damit ist dann doch wieder etwas „Heimat“ eingebunden.

Ein Rundgang

… durch das Erdgeschoss: Die Wohnräume

Ab Seite 25 beginnt dann der eigentliche Rundgang, zunächst durch die Wohnräume im Erdgeschoss. Hier sind alle Räume mit Zirbelholz vertäfelt. Die Wandvertäfelungen, Öfen und Möbel sind sämtlich sehr einfach gehalten, entsprechen dem beabsichtigten bürgerlichen Einrichtungsstil. Es sind heute leider nicht mehr viele persönliche Gegenstände Ludwigs vorzufinden.

Die vier Supraporten-Gemälde im Salon (Wohnzimmer) gehören aber noch dazu. Die auf den Seiten 26 und 27 abgebildeten Gemälde sind insofern sehr spannend, als dass sie helfen, den Menschen Ludwig besser zu verstehen.

Zwei Bilder zeigen Landschaften (Indien und Kaschmir), die das eigentlich gewünschte Umfeld darstellten. Er ließ sich damals auch zusammensetzbare Ausschnitte von verschiedenen Bühnenhintergründen anfertigen, um diese mit auf den Schachen nehmen zu können. Diese beiden verbliebenen Bilder sind Verkleinerungen der Bilder, die im Ostteil des inzwischen abgerissenen Wintergartens auf der Münchener Residenz abwechselnd verwendet wurden.

Ebenfalls nicht mehr vorhanden ist der auf dem dritten Bild dargestellte „Linderhof“, der ja mehrfach umgebaut wurde. Das vierte Bild zeigt einen Blick auf Schloss Hohenschwangau, von der unbebauten Stelle aus, an der heute Schloss Neuschwanstein steht. Diese vier Bilder haben also große Bedeutung für Ludwig gehabt.

Auch das Arbeitszimmer und das Schlafzimmer sind sehr schlicht in weiß und blau gehalten, von den Vorhängen, der Bettwäsche, bis hin zum Waschgeschirr. Im Schlafzimmer ist das einzige farbige Fenster im Erdgeschoss zu finden. Im so genannten Fremdenzimmer finden sich noch Bilder aus dem „Ring des Nibelungen“.

… zum Obergeschoss: Der Türkische Saal

Ins Obergeschoss führt eine wirklich sehr enge hölzerne Wendeltreppe. Man schlüpft förmlich in den Vorraum zu einer anderen Welt.

Dieser Vorraum ist durch riesige Vorhänge von dem eigentlichen Saal getrennt; ähnlich einem Bühnen-Vorhang im Theater gibt er das eigentliche Bild frei.

Der ganze Saal erschlägt den Beschauer mit den Farben Gold, Blau und Rot: in der Einrichtung, von den Wänden und durch die farbigen Fenster. Der Saal schafft einen fantastischen, im wahrsten Sinne entzückenden Eindruck, der durch die Ausstattung verstärkt wird. Der Raum ist in der mit weichen Sitzbänken umgebenen Mitte mit Kandelabern, Fächern aus Pfauen- und Straußenfedern, Weihrauchsäulen und einem Brunnen ausgestattet.

Auch wenn dieser heute wie tot wirkt, sollte einem bewusst werden, wie es erst gewirkt haben muss, wenn alles in Betrieb ist: die Kerzen leuchten, der Weihrauch und die orientalischen Düfte erfüllen den Raum. Dazu kommen der Duft von Mokka und Tee sowie das Plätschern des frischen Wassers aus der Raummitte. Die Lakaien waren in orientalische Kostüme gehüllt. Vorbild ist der entsprechende Raum im Palast von Eyüp/Istanbul.

Exkurse

Zwei Abstecher ergänzen die Kapitel. Auf den Seiten 16 bis 19 wird, farblich unterscheidbar, Ludwig Thoma aus seinen „Erinnerungen“ von 1919 zitiert, dessen Vater seit 1865 Oberförster in der Vorderriß war. Den Schilderungen ähnlich dürfte die Ausfahrt zum Schachen abgelaufen sein. Abgebildet ist neben Ludwig ein Bergwagen, wie der des Prinzregenten Luitpold von Bayern.

Der zweite Exkurs sind „Schilderungen Felix Dahns zu dessen Besuch bei König Ludwig II. im Königshaus auf dem Schachen im August 1873“ (Seiten 38-41). Allerdings enthalten diese Schilderungen nur einen Satz, der sich mit dem Schachen selbst beschäftigt. Überhaupt ist der Würzburger Professor für Rechtswissenschaften ein eher schlecht gewählter Zeuge. Hier hätte man andere Augenzeugen, wie zum Beispiel Luise von Kobell heranziehen können. Sie ergänzt ihre Schilderungen – neben den „duftenden Räucherpfannen“ – noch um die als Moslems verkleidete Dienerschaft und den Tabak. Gerade das macht ja die von Ludwig gewünschte mehrdimensionale virtuelle Realität aus.

„König Ludwig II. und die östliche Welt“

Kunstzeitschrift 1981
Kunstzeitschrift du, 1981

Das abschließende Kapitel versucht, die „Einflüsse und Vorbilder“ zu schildern, die Ludwig beeinflusst haben. So waren die Ursprünge durchaus in der Mode des 19. Jahrhunderts und damit ein Teil des Eklektizismus, also die dem Historismus typische Vermischung verschiedener Stile. Ludwig II. reiste bekanntermaßen selten, vor allem nicht in den Orient. Seine Kenntnisse erwarb er sich durch historische Literatur, Kataloge, Berichte über zeitgenössische Bauten, Ausstellungen und Opern- und Theateraufführungen, die sich mit dem Thema beschäftigten. Hier wird ganz deutlich – und man kann es eigentlich nicht oft genug erwähnen –, dass Ludwig „keine Ausnahme“ unter seinen Zeitgenossen (die es sich leisten konnten) war: „er war nur konsequenter und unbedingter“ (Seite 47).

Weitere seiner orientalischen 3D-Szenerien waren:

  • der bereits erwähnte Wintergarten auf der Münchener Residenz, mit einem Maurischen Kiosk, einer indischen Fischerhütte und einem indischen Königszelt
  • das arabisch-maurische Kiosk im Park von Schloss Berg
  • das maurische Kiosk im Park von Linderhof
  • das marokkanische Haus in der Nähe von Linderhof
Amtlicher Führer 1994/98
Amtlicher Führer 1994/98

Im gleichen Stil geplant waren:

  • ein maurischer Saal im Palas von Neuschwanstein
  • ein byzantinischer Palast
  • ein chinesischer Sommerpalast

Die Schlussfolgerung, „diese monumentalen östlichen Bauprojekte (seien) weitere Beschwörungen eines absoluten Herrschertums“ können jedoch nur einen Teil des Gesamtanspruchs gewesen sein – ging es Ludwig doch viel mehr um das Eintauchen in die Kultur, in die Szenerie Richard Löwenherz‘, Kundrys und des Grals.

Den Abschluss des Büchleins bilden eine Chronik und eine Literaturauswahl.

Schachen 2015
Amtlicher Führer 2015

Zusammenfassung

Das Büchlein bietet auf 64 Seiten zahlreiche Bilder. Die Texte ähneln doch weitgehend der vorherigen Ausgabe des Begleitheftes, das ebenfalls als „amtlicher Führer“ von Gerhard Hojer und Elmar D. Schmid 1994/98 erschienen sind, das außer den zahlreichen Abbildungen zwei sehr schöne ausklappbare großformatige Bilder enthält.

Empfehlungen

So sollte man sich – neben dem aktuellen „Führer“ – unbedingt auch noch „Das Schachenschloss“ hinzuziehen. Das Büchlein, das laut passendem Untertitel „eine phantastische Verbindung von Kunst und Natur“ vorstellt, zeigt herrliche Bilder von der Natur, den Bergen und der Umgebung. Neben den ausführlichen Texten zu den Räumen und der Ausstattung findet sich hier auch der oben erwähnte Text von Luise Kobell. Den Abschluss bildet eine sehr schöne dreiteilige Karte mit verschiedenen Wanderwegen zum Königshaus.

Dem Thema „Der Orient König Ludwigs II. von Bayern“ ist eine Ausgabe der Kunstzeitschrift „du“ von Dezember 1981 gewidmet, die Unmengen von Hintergrundinformationen bietet.

Bezugsmöglichkeiten

Linderbichl: Schachenschloss 2007
Linderbichl: Schachenschloss 2007

Der „amtliche Führer“ ist über die Schlösserverwaltung in deutscher (ISBN 978-3-941637-35-1) und englischer (ISBN 978-3-941637-36-8) Sprache im Buchhandel sowie in den Museumsläden und in der Online-Buchhandlung der Bayerischen Schlösserverwaltung www.bsv-shop.bayern.de erhältlich. Der Verkaufspreis beträgt 4,50 EUR (zzgl. Porto und Verpackung). Ein Flyer bietet eine Übersicht mit Informationen, Öffnungszeiten, Verkehrsanbindungen und Gastronomie; er kann hier heruntergeladen werden.

„Das Schachenschloss“ ist nur im Direktvertrieb im Linderbichl Verlag, Oberammergau (C.Mise@t-online.de) für 6,45 EUR erhältlich.

Internet

Weitere Informationen sind im Antiquariat und im Internet zu finden:

www.schachenhaus.de

www.schloesser.bayern.de

www.linderhof.de

www.garmisch-partenkirchen-info.de

(c) Michael Fuchs
Berlin, Juli 2015

Der Mann, der mit Ludwig II. starb

Der Mann, der mit Ludwig II. starb
Alfons Schweiggert
Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum, 2014
ISBN 978-3-89876-723-1
224 Seiten, 16,95 EUR

Noch bis zum 21.06.2015 findet in Prien im Heimatmuseum am Chiemsee die Ausstellung „Psychiater und Märchenkönig – Dr. Bernhard von Gudden und Ludwig II.“ statt. Prien ist damit schon der zweite Ort, der den in Kleve am Niederrhein geborenen Psychiater mit einer Ausstellung zu Persönlichkeit und Arbeit Guddens würdigt. Zum ersten Mal wurde die von dem Schriftsteller Alfons Schweiggert betreute Ausstellung unter dem Titel „Dr. Bernhard von Gudden – der Mann, der mit Ludwig II. starb“ vom 15.05. bis 17.07.2014 in Benediktbeuern gezeigt. Das eigenständige Begleitbuch ist 2014 im Husum-Verlag erschienen.

Es gibt zweifellos Menschen, die polarisieren. Dazu gehört eindeutig der bayerische König Ludwig II. (1845-1886), der für die einen ein Träumer, ein Künstler auf dem Königsthron war. Ein ganz anderer Mensch war Bernhard Gudden, der den Lebensweg des Königs kreuzte. Für seine Kritiker hat Gudden „ein vernichtendes Urteil“ auf Grund von Aussagen „befangener medizinischer Laien“ gefällt und einen Menschen unter Druck für gänzlich unheilbar krank erklärt. Für den Arzt habe das Verlangen der bayerischen Regierung Vorrang vor der Behandlung und dem Wohl seines Patienten gehabt, so dass dieser „Verrat an seinem Beruf“ begangen habe. Für diese Kritiker ist Gudden eine „Unperson“.

Mit Zahlen von der Geburt zur Vermessung der Gehirne

In 10 Kapiteln mit einem umfangreichen Anhang beschreibt Schweiggert zunächst das Leben des Dr. Bernhard von Gudden, seine Lebensstationen von der Geburtsstadt Kleve am Niederrhein, wo er auch seine Jugend verbrachte, über Stationen des Studiums (Bonn, Halle und Berlin) bis hin zu seinen beruflichen Stationen von Siegburg über Werneck, Burghölzli und schließlich nach München.

Nach dem Lebens-Verlauf erfährt der Leser einiges über die „Psychiatrie zur Zeit Dr. Bernhard von Guddens“; vom Umgang mit Geisteskranken über die Irrenhausreform und schließlich dem recht jungen Ansatz des „No restraint“, also der Ablehnung von Zwangsmaßnahmen, der erst von seinen Zeitgenossen Ludwig Meyer und Wilhelm Griesinger in den deutschen Ländern Thema wurde. Schließlich beschreibt der Autor die „fünf Rollen des Dr. Bernhard von Gudden“ als Psychiater, Forscher, Anstaltsleiter, Lehrer und Gutachter.

Überhaupt scheint Schweiggert ein Anhänger von Zahlen zu sein, zählt er doch neben den 5 Rollen und den 10 Lebensstationen, 6 Ergebnisse der Spurensuche und 9 Theorien, wie Gudden starb, auf.

Im 19. Jahrhundert wurde ja fast alles zwanghaft gemessen, was manchmal durchaus zum Selbstzweck wurde. Jedoch wurden nur sehr wenige Zusammenhänge zwischen den Messergebnissen und der Theorie hergestellt. Nach den Befunden wurde dann deutlich, dass viele Wissenschaftler einfach nur Belege sammelten, die ihre Theorien bestätigten, ohne sie wirklich jemals zu überprüfen. Auch Gudden hat Gehirne vermessen und versucht, verschiedene Zusammenhänge zu seinen Theorien herzustellen. Zu einem Endergebnis ist er dann – in seinem letzten Fall – nicht mehr gekommen.

Der Mediziner und der König

Den Kern des Buches bilden aber die beiden Kapitel „Gudden und Ludwig“ sowie „Gudden, der umstrittene Gutachter“. Ausführlich beleuchtet Schweiggert die Beziehung der beiden zueinander, um dann die Sichtweisen der beiden aufeinander – als Gutachter und als politisch agierender König – aufzuzeigen.

Wichtig ist es dem Autor, die abenteuerlichen Gerüchte und Vorurteile gegen die historische Persönlichkeit Guddens als Mediziner abzuwägen. Gudden ist ja tatsächlich in eine Rollendiffusion geraten und wurde als Mitverantwortlicher für das entscheidende Gutachten zum Sündenbock. Ausführlich stellt er die Unterstützer und Mitverantwortlichen vor, wozu sicher auch die Gläubiger zählten.

So haben also sicher mehrere Personen und auch Umstände den Forscher in eine bestimmte Richtung innerhalb des „Räderwerks der Entmündigungsmaschinerie“ gedrängt. Dennoch ist er seinen Ansätzen treu geblieben, die auch heute noch – sicher modifiziert – in die moderne Psychiatrie einfließen. Dem Gutachten aus heutiger Sicht widmet Schweiggert die beiden letzten Kapitel. Er zeigt „Urteile über das Gutachten“ ebenso auf, wie die „diagnostischen Konzepte über Ludwig II. von 1886 bis 2014“.

Das Gutachten

Das Gutachten selbst ist im Anhang abgedruckt. Leider fehlen hier die 21 Bögen, die die eigentlichen Argumente für das Gutachten lieferten. Darunter der sehr selten veröffentlichte Bogen 16, der die Homosexualität – also die „anormalen geschlechtlichen Beziehungen“ Ludwigs – thematisierte. Der Autor führt die gleichgeschlechtliche Liebe fälschlicherweise als „nicht ausdrücklich erwähnt“ auf – es ist jedoch ausdrücklich von einer „Vorliebe für Leute ohne Bildung“ und einer „Abneigung gegen das weibliche Geschlecht“ die Rede. Der Begriff „Homosexualität“ setzte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts (Magnus Hirschfeld berichtet 1914 darüber) durch.

Diese Beziehungen waren eine der neun Theorien, die letztlich die Befunde zum Gutachten lieferten. Auf Seite 88 führt der Autor die Befunde in einer der sehr aufschlussreichen Tabellen an:

  • Erbliche Belastungen
  • Körperliche Krankheitserscheinungen
  • Auffällige Verhaltensweisen
  • Abnorme Gemütszustände
  • Mangel an Nationalgefühl
  • Suchtverhalten
  • Geistesschwäche und Geisteskrankheit
  • Anormale geschlechtliche Beziehungen

Es sind nicht alle Bögen des Gudden-Gutachtens im Buch enthalten, da hierzu – wie Schweiggert erläutert – „dann aber eine ausführliche Analyse erforderlich gewesen [wäre], welche Teile der Zieglerschen Aussagen Gudden in seinem Gutachten ausgewählt hat. Das aber hätte den Umfang des Buches sicher gesprengt und leicht zur Verwirrung beigetragen.“ Alle Protokolle und Bögen des Gutachtens finden sich aber unter anderem in „Kommission für bayerische Landesgeschichte: König Ludwig II. von Bayern. Krankheit, Krise und Entmachtung. Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 2011. Band 74 [Heft 2], München 2011“.

Erstmals in der Ausstellung zu sehen war die Totenmaske Guddens, die in einer Obstkiste in einer Ecke des Rosenheimer Museumsarchiv gefunden wurde. Dieser widmet Schweiggert ein ganzes Kapitel, da es „einen Blick auf sein [Guddens] Leben“ biete. Hier wird von der Entstehung der Maske, deren Weg und schließlich ihrem Fund berichtet, um schließlich noch einige „Merkmale am Leichnam Dr. Guddens“ zu schildern.

„Das Schicksal des Bayernkönigs ist viel zu eng mit jenem Dr. Guddens verbunden, als dass man seinen Blick nur auf Ludwig II. richten darf, aber den Arzt, der ihn diagnostizierte, verächtlich beiseiteschiebt. Wer dies dennoch tut, der bekundet damit, dass er sich nur halben Wahrheiten öffnen und sich mit primitiven, schnell gefassten Vorurteilen zufrieden geben will.“ antwortet Schweiggert im Vorwort seinen Kritikern und bietet all jenen, die weiteren Wahrheiten offen gegenüber stehen eine Menge Material an.

Das zeitgleich zur ersten Ausstellung erschienene Buch ist kein Katalog im herkömmlichen Sinne, dass die Exponate zeigt und erläutert. Zahlreiche Abbildungen finden sich im Mittelteil des Buches (Seiten 113-120) und erläutern den Text. Das Buch selbst ist allerdings recht schwere Kost, die aber jeder zu sich nehmen sollte, der bereit ist, sich mit dem Gutachter, dem Gutachten und den daran beteiligten Personen ernsthaft beschäftigen möchte. Zwar gibt es bereits Veröffentlichungen, die den Psychiater thematisieren (z. B. Hippius/Steinberg, 2006) – diese richten sich allerdings an ein entsprechendes Fachpublikum. Die hier vorliegende Publikation, deren Textlastigkeit nicht abschrecken sollte, beleuchtet wirklich alle Seiten zu dem umfangreichen Themenkomplex.

(c) Michael Fuchs, Berlin
Juni 2015

50 Kilometer Nachtwandern: Zum Todestag des Märchenkönigs rund um den Starnberger See

Der „Bavaria Königsmarsch“ von 12. auf 13. Juni setzt neue Akzente. Die Teilnahme an der ersten „Kultur-Nacht-Ultra-Wanderung“ ist gratis

Dirndl, Lederhose – oder doch besser Funktionskleidung? Ganz egal, Hauptsache gute Schuhe. Denn es sind immerhin 50 Kilometer rund um den Starnberger See. Hier, wo Bayerns Lieblings-Regent Ludwig II. anno 1886 ertrank, wird er beim 1. Bavaria Königsmarsch wieder wach. Beim Wandern zwischendurch und an zentralen Stationen erzählen Geschichts-Experten aus dem Leben des visionären Monarchen, der Wissenschaft und Kunst liebte und die Nachwelt mit seinen Schlössern beglückt. Die Veranstaltung, die als „Kultur-Nacht-Ultra-Wanderung“ neue Akzente setzen will, beginnt am 12. Juni um 22 Uhr in Starnberg und endet zwölf Stunden später – am Todestag des Märchenkönigs – wieder am Ausgangspunkt. Die Teilnahme ist gratis.

Abbildung 1: Das König-Ludwig-Kreuz am Starnberger See © B. Maniak

„Wir sind sportlich unterwegs, aber ohne Leistungsdruck und Zeitmessung“, so Michael Raab von der Sport- und Tourismus-Agentur B. Maniak, die den „Bavaria Königsmarsch“ ins Leben gerufen hat. Denn anders als bei herkömmlichen Ultra-Touren (worunter man alles versteht, was länger ist als 42 Kilometer) steht nicht der sportliche Aspekt im Vordergrund, sondern das gemeinsame Erleben, Erfahren und Genießen. „Dazu gehört auch das aktive Wahrnehmen von Landschaft und Umgebung“, führt Raab aus. Und verspricht zu diesem Part zahlreiche Informationen und Anregungen.

Von Starnberg führt der Weg am linken Seeufer entlang zum Schloss Possenhofen, wo Ludwigs Cousine, die österreichische Kaiserin Sisi, aufwuchs. Die beiden pflegten eine Seelenverwandtschaft, gelegentlich auch bei heimlichen Ausflügen auf die nahe gelegene Roseninsel – die einzige Insel übrigens im zweitgrößten See Bayerns. Weiter geht’s nach Tutzing, wo sich die Teilnehmer gegen ein Uhr nachts im Midgardhaus, das direkt am Seeufer liegt, stärken können. Die zweite Rast, bei Bedarf mit kräftigem Wanderfrühstück, gibt’s gegen 5.30 Uhr im Schloßgut Oberambach, von dem aus man einen herrlichen Blick aufs Wasser und die Berge genießt. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis Schloss Berg und dem schlichten Holzkreuz im See, das die Stelle markiert, an der Ludwig II. ertrunken ist. Oder wurde? Denn bis heute sind die Todesumstände nicht wirklich geklärt. Es gibt verschiedene Versionen, die allesamt dazu beitragen, dass der Mythos lebt.

Der „Bavaria Königsmarsch“ startet am 12. Juni um 22 Uhr am S-Bahnhof in Starnberg. Rucksack mit Proviant und Getränken (1,5 Liter werden empfohlen, zwischendurch kann aufgefüllt werden) nicht vergessen. Die Teilnahme ist gratis, die Verpflegung in Midgardhaus und Schoßgut Oberambach selbst zu zahlen. Um Anmeldung unter www.ultrawandern.com wird gebeten.

Über die Region Starnberg-AmmerSee:

Die Region Starnberg-AmmerSee mit ihren Bauerndörfern und prächtigen Residenzen liegt südwestlich von München. Starnberger See, Ammersee, Pilsensee, Wörthsee und Weßlinger See mit ihren mehr als 100 Ufer-Kilometern sind im Sommer wie im Winter Anziehungspunkte. Der Hochadel, darunter Märchenkönig Ludwig II. und seine Großcousine Kaiserin Elisabeth von Österreich („Sisi“), residierten einst in herrschaftlichen Villen und Schlössern, die noch heute am Ufer des Starnberger Sees thronen.

Abbildung 2: Hinweisschild „Zur Gedenkstätte“ © B. Maniak

Weitere Infos:

Tourismusverband Starnberger Fünf-Seen-Land, Hauptstraße 1, 82319 Starnberg,

Tel. 08151/90 600, Fax 08151/90 60 90, www.sta5.de, info@sta5.de

Lukas Gerber über sein „Ludwig-2-Theater“

Mein Ludwig-2-Theater und seine Figuren

Das Projekt „Mein Ludwig 2 Theater und seine Figuren“ wurde im Oktober 2010 nach der Ankündigung der Wiederaufnahme des Musicals „Ludwig 2“ von Lukas Gerber (damals 12 Jahre alt) aus dem Saarland gegründet. Die Idee dafür entstand bereits 2005 nach dem ersten Besuch des Ludwig² Musicals in Füssen.

Auch in der Allgäuer Zeitung erschien er deshalb bereits 2x (zum Artikel)

Ich lasse das Ludwig – Musical, welches von 2005-2007 in Füssen und 2011 in Kempten aufgeführt wurde, mit meinem Theater weiterleben. Ich habe mir aus Holz mein eigenes Theater gebaut und baue die Kulissen, damit sie wie im Original-Musical aussehen, selbst. Auch die Figuren (Playmobil) gestalte ich anhand der Original-Darsteller eigenständig. Ich habe eine Facebook Seite, dort stelle ich dann wöchentlich Videos, Bilder und Texte zum Ludwig Musical ein z.B.: von einer neuen Figur oder ein Video zu einer Szene vom Ludwig-Musical…

Des Weiteren fahre ich auch 3x jährlich nach Füssen in Urlaub, um mir dort unter anderem neue Ideen einfallen zu lassen. Zudem habe ich eine eigene Homepage (www.dasludwig2theater.oyla.de) mit eigenem Newsletter.

Die Reaktionen der Darsteller und des Kreativ-Teams, welche durchweg positiv sind, freuen mich sehr.

Ich freue mich, wenn sich weitere König-Ludwig-Fans oder Ludwig-Musicalfans die Seite anschauen.

Die König-Ludwig Figur bei der Krönungsszene Das Theater während einer Szene
© Mein Ludwig 2 Theater/ Lukas Gerber (Logo by Nadine Baldzer)

Link zur Facebook-Seite

Link zum Trailer 2015

© Lukas Gerber, Mai 2015

Luchino Visconti: Ludwig II. (BluRay)

1972 schafft einer der bedeutendsten Regisseure des europäischen Kinos, Luchino Visconti, seinen Film „Ludwig II.“ Der am 22.03.1973 in einer zensierten Form in Bonn uraufgeführte Film wurde weitgehend an originalen Schauplätzen gedreht und ist der dritte Teil von Viscontis „Deutscher Trilogie“, zu der „Die Verdammten“ (1969) und „Tod in Venedig“ (1971) gehörten. Es gibt einige Highlights, wie z. B. die wohl einzige Filmaufnahme des „Tischlein-deck-Dich“ in Schloss Linderhof. Man kann den Film wohl ohne Übertreibung ein echtes prunkvolles Meisterwerk nennen.

Die verstümmelte Version, gegen die Visconti juristisch – erfolglos – vorgegangen ist, wurde rekonstruiert und 1993 vom ZDF in zwei Teilen ausgestrahlt. Der Film ist im Jahr 2000 auf VHS und als DVD erschienen; 2007 folgte eine „Arthaus Premium“-Version mit zahlreichen Extras (Filmdokumentation über Luchino Visconti, Dokumentation „Helmut Berger: Mein Leben“ und einem 16-seitigen Booklet). Im Januar 2015 ist nun eine BluRay-Version des Films erschienen, die wir hier vorstellen.

Gut Ding braucht Weile, möchte man sagen. Doch im Fall von Viscontis Ludwig II. war das Erscheinen auf BluRay längst überfällig. In Zeiten, in denen großformatige HD-Fernseher zur audiovisuellen Standardausrüstung der meisten Wohnzimmer gehören, bietet die DVD längst kein angemessenes Sehvergnügen mehr – das gilt umso mehr für dieses Meisterwerk, bei dem die Leinwand eigentlich nicht groß genug sein kann.

Auf Inhalt und Geschichte dieses Films, den Dreh an Originalschauplätzen und Helmut Bergers legendäre Personifizierung des Bayernkönigs muss an dieser Stelle nicht nochmals eingegangen werden. Alle diese Stärken, die Viscontis Werk zu einem unerreichten Solitär unter den Ludwig-Verfilmungen machen, kommen auf BluRay aber um ein Vielfaches eindrucksvoller zur Wirkung.

Im Direktvergleich mit den bisher erschienenen DVD-Fassungen wirkt das Bild erheblich detailreicher. Die feinen Muster auf Tapeten, die Motive der Wandbilder oder einfach Helmut Bergers zerzauste Haare des späten Ludwigs – vieles, was im DVD-Bild in pixeliger Unschärfe unterging ist jetzt scharf und plastisch. Glücklicherweise fiel das natürliche Filmkorn („Grain“) des Originalmaterials nicht irgendeiner digitalen Rauschunterdrückung zum Opfer, so wie es so manch anderes Meisterwerk zugunsten künstlicher Schärfe auf BluRay erleiden musste.

Im Gegenteil: Das Bild wirkt sehr ausgewogen und im Vergleich zur DVD wesentlich natürlicher und weniger verwaschen. So leben z. B. Schneefall und Filmkorn im gleichen Motiv in friedlicher Koexistenz. An ganz wenigen Stellen führt die Aufhellung des Bildes zu leichten Grauschleiern, wo man eigentlich ein Schwarz erwartet – das fällt aber nicht wirklich ins Gewicht, denn am Kontrast gibt es sonst nichts zu mäkeln. Auch die Farben sind jetzt klarer, realistischer und nicht mehr so überzeichnet und übersättigt wie teilweise in der DVD-Fassung.

Endlich entfaltet der Detailreichtum in Ludwigs Schlössern auf dem heimischen Fernseher seine verdiente Pracht. Nie sah der Spiegelsaal von Herrenchiemsee spektakulärer, die Hundinghütte verruchter oder die Winterlandschaft kälter aus. Ein echtes Seherlebnis.

Am Mono-Ton hat sich natürlich nicht viel verändert – das war aber auch nicht zu erwarten. Erwartet hatte man dagegen das ein oder andere Extra auf der BluRay – leider Fehlanzeige. Die meisten Fans besitzen wahrscheinlich bereits die DVD-Premium-Edition mit diversen Extras und können es daher verschmerzen, mit der BluRay eine „Film-Only“-Ausgabe zu kaufen. Wer sich das Meisterwerk aber zum ersten Mal fürs Heimkino zulegt, dürfte zurecht über die magere Zusatzausstattung enttäuscht sein.

Übrigens sollte man sich nicht über die im Vergleich zu den bisherigen DVDs geringere Gesamtlaufzeit wundern. Die BluRay-Version enthält die komplett ungeschnittene Fassung – so wie auch die DVDs. Stattdessen wurde jetzt nur auf die für die damalige TV-Ausstrahlung erforderliche Auftrennung in mehrere Episoden verzichtet, deren jeweiliger Vor- und Abspann in die Laufzeit der DVD-Fassung eingerechnet wurde.

Kurz gesagt: Trotz des Alters des Films erstaunt einen der qualitative Quantensprung, den man hier von der DVD zur BluRay erleben darf. Wer jetzt noch keinen BluRay-Player oder HD-Fernseher sein eigen nennt, hat endlich einen Grund, auf den neuesten Stand der Technik aufzurüsten. Und wer zuhause bereits auf dem neuesten Stand ist, den kostet dieses Kunstwerk keine 15 €.

© Stefan Klein
Berlin, 02.03.2015

Visconti_Ludwig II_BluRay Sprachen/Ton: Deutsch und Italienisch

Untertitel: Deutsch

 

Laufzeit: ca. 238 Minuten

 

Bildformat: 2,35 : 1

 

Auflösung: 1080/24p Full HD

 

Preis: 12,99 EUR

„The Mystery of Neuschwanstein“ – PC/MAC-Spiel

Mystery of Neuschwanstein
Mystery of Neuschwanstein

Das Spiel „The Mystery of Neuschwanstein“ wurde für September 2014 angekündigt und dann wieder auf Februar 2015 verschoben.

Am 18.02.2015 erschien es dann für PC, IOS und Android. Ich hatte das Spiel direkt am Erscheinungstag abends für mein Ipad (IOS) heruntergeladen. Die ersten Kapitel waren kostenlos um das Spiel dann fortzusetzen musste man 1,99 € zahlen. Das gleiche gilt für Android. Die PC Version kostet 9,99€.

Die 227 MB für IOS waren relativ schnell heruntergeladen und es konnte losgehen.

Der erste Eindruck war gut. Ein klar strukturiertes Menü mit Schloss Neuschwanstein im Hintergrund und spannender Musik.

Zu Beginn soll man eine Schwierigkeitsstufe wählen: Leicht, Normal oder Schwer.

Ich entschied mich für Leicht.

Es begann ein Einführungsfilm in der die Hauptcharakterin Sarah Hamilton vorgestellt wurde.

Kapitel 1 begann. Man befand sich im Vorhof von Schloss Neuschwanstein.

Hier erkundet man durch klicken auf die Aufleuchtenden Flecken die Umgebung, findet Sachen, kann sich mit anderen Charakteren unterhalten…

Am unteren Bildschirmrand links wird ein Tablet angezeigt indem man eine Kamera, die zu erfüllenden Aufgaben, eingehende E-Mails, Sarahs Notizen und Ludwigs Tagebuch findet. Später kommen noch ein UV und ein Nachtsichtgerät hinzu.

Ludwigs Tagebuch füllt sich immer mit neuen Einträgen.

Am rechten Bildschirmrand kann man verschiedene Optionen wählen und darüber erhält man Tipps, falls man einmal festhängen sollte.

Die Gesamtspieldauer betrug bei mir 3-4 Stunden Spielzeit wobei ich ab und an einen Tipp benötigte.

Die leichte Variante war jedoch im Großen und Ganzen Problemlos durchspielbar.

Positiv überrascht haben mich die abwechselungsreiche, passende Musik, die liebevoll gezeichneten Räume und Charaktere und die komplett deutsche Synchronisation.

Ob das Spiel ganz historisch gehalten ist, kann man nicht sagen, allerdings fand ich es gut, dass auch Charaktere wie die Guglmänner vorkamen.

Ich fand das Spiel spannend und ich konnte nicht mehr aufhören, bis ich es durchgespielt hatte.

Was mir nicht gefiel, war jedoch das sehr fiktive Ende…

Das Ende bleibt jedoch wie immer jedem selbst überlassen. Wer dann noch Lust hat, kann noch ein Zusatzteil spielen, der jedoch nicht sehr lange dauert.

Im Hauptmenü gibt es dann noch Bonus-Inhalte wie Bildschirmhintergründe oder die Musik.

Alles in allem finde ich das Spiel sehr liebevoll gestaltet und gut. Für 1,99 € bzw. 9,99€ absolut gerechtfertigter Preis auch wenn die Todesumstände Ludwig II. nicht geklärt werden.

Für jeden Neuschwanstein bzw. Märchenkönigfan ein Muss!

© Lukas Gerber, Februar 2015

Homepage des Autors: www.lukasgerber.oyla10.de
Homepage des Autors zu den Musical-Figuren: www.dasludwig2theater.oyla.de

Weitere Informationen zum Spiel:

Anbieter Astragon
Das Spiel bei Facebook

Gudden-Ausstellung 2015 in Prien

Wegen des großen Erfolgs der Ausstellung, die vom 15.05. bis 17.07.2014 in Benediktbeuern unter dem Titel „Dr. Bernhard von Gudden – der Mann, der mit Ludwig II. starb“ stattfand, wird diese unter dem Titel „König Ludwig II. und sein Gutachter Dr. Bernhard von Gudden“ von April bis Juni 2015 im Heimatmuseum in Prien am Chiemsee wiederholt.

Ludwigiana berichtete ausführlich über die Ausstellung.

Johann Bernhard Aloys von Gudden wurde 1824 in Kleve am Niederrhein geboren. Sein Wirken als bedeutender Psychiater und Begründer der Neuroanatomie steht heute im Schatten seiner gutachterlichen Rolle bei der Entmündigung König Ludwigs II., mit dem er am 13. Juni 1886 den Tod im Starnberger See fand.
Die Ausstellung, erarbeitet von Alfons Schweiggert, Schriftsteller und Präsident der Münchner Autorenvereinigung Turmschreiber, stellt Dr. von Gudden erstmals als Psychiater, Forscher, Hochschullehrer, Anstaltsleiter und Gutachter Ludwigs II. vor.
Im Zentrum der Ausstellung  wird die Totenmaske Dr. von Guddens gezeigt, die erst vor kurzem im Städtischen Museum Rosenheim entdeckt wurde. Neben ihr ist auch die  Totenmaske des Königs zu sehen.

(aus dem Flyer des Heimatmuseums)

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Mittwoch, 15. April 2015, um 19 Uhr statt; sie dauert bis zum 21.06.2015. Das Heimatmuseum in Prien ist Dienstag bis Donnerstag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen zum Heimatmuseum, das auch interessante Dauerausstellungen – zum Beispiel zu „Prinzregent und Wittelsbacher im Chiemgau“ – bietet finden Sie hier: http://www.prien.de/de/main/heimatmuseum.htm

(c) Michael Fuchs, Berlin, Februar 2015

 

König Ludwig-Eis

Schon im 19. Jahrhundert war es üblich, bestimmte Produkte nach berühmten Persönlichkeiten zu benennen.

So gab es viele Artikel, die beispielsweise nach dem Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) benannt waren – auch schon zu seinen Lebzeiten. Es gab den Farbstoff Bismarckbraun, Kriegsschiffe SMS Bismarck und SMS Fürst Bismarck und den bis heute bekannten Bismarckhering. Das alles hat aber nun gar nichts mit der Person selbst zu tun – wenn es auch vielleicht eine gewisse Vorliebe der Person zum Produkt gab. Bismarck soll ja diese bestimmte Art der Heringszubereitung gemocht haben…

Auch König Ludwig II. von Bayern musste seinen Namen für bestimmte Produkte hergeben – er kann sich ja nicht mehr wehren. Es gibt König-Ludwig-Brot, das ja nun gar nichts mit ihm zu tun hat, ebenso, wie den König-Ludwig-Käse. Beim König-Ludwig-Bier steht immerhin die Familie Wittelsbach dahinter: Prinz Luitpold von Bayern, der Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (1845-1921), ist seit 2001 offizieller Partner der „König Ludwig Brauerei“ in Fürstenfeldbruck. Er wacht über die weltweite Vermarktung des Namens „König Ludwig II.“, kann aber den ganzen Souvenir-Markt (Suppenschüsseln, Tassen, Teller usw.) nicht mehr bremsen.

Ein Produkt fällt jedoch aus der reinen Vermarktungsindustrie, ja der Verkitschung, deutlich heraus:

 

König Ludwig Glace Royale
Die zehn Eissorten "König Ludwig - Glace Royale"

Die zehn Eissorten „König Ludwig – Glace Royale“

 

Der heutige Geschäftsführer der Florida-Eis Manufaktur GmbH in Berlin, Olaf Höhn, hatte die Möglichkeit, in alten handschriftlichen Aufzeichnungen von Ludwig zu recherchieren, wie die Zubereitung seiner Speisen erfolgte und wie die Tischdekoration zusammengestellt wurde. Florida-Eis geht auf die Eis-Hersteller Blotko zurück, die ihr Eis 1927 in Spandau erstmals verkauften. Das 1957 von Konditormeister Freund gegründete Eiscafé „Annelie“ wurde 1984 von Höhn übernommen; seitdem heißt es „Florida-Eiscafé“ und befindet sich heute am U-Bahnhof „Rathaus Spandau“.

Höhn fand heraus: „Es war ihm besonders wichtig, täglich mit seinem Leibkoch dies durchzugehen und aufzuzeichnen. Aus diesen Aufzeichnungen kommt klar heraus, dass Speiseeis in der damaligen Form sehr häufig als Nachtisch gereicht wurde. Aufgrund seiner Stellung konnte er sich bereits Sorten wie Ananas-Eis bereiten lassen“.

Zusammen mit Luitpold von Bayern wurde die Idee, das „historische Eis“ mit einem modernen Verfahren herzustellen, aufgegriffen. „Hier spielte die Qualität die Hauptrolle und somit haben wir diesen Vertrag bekommen“, berichtet Olaf Höhn stolz gegenüber LUDWIGIANA.de.

Eisproduktion nach alter Tradition
Zubereitung mit frischen Zutaten

Ein direkter Bezug auf die damaligen Eis-Sorten kann zwar nicht abgeleitet werden, da die damalige Eiszubereitung nur in zwei einfachen Varianten (Fruchteis – Früchte zusammengerührt mit Kristall-Eis oder in einem kleinen Sole-Kessel (Kristalleis mit Salz vermischt) einfache Milcheissorten) möglich war und die heutige Technologie und der Qualitätsstandard somit nicht annähernd vergleichbar sind. Sowohl der Lizenzgeber als auch der Hersteller haben aber den Anspruch, mit der Premiumqualität den Gaumen des Gourmets Ludwig zu erreichen.

Diese Spezialität ist also nicht nur nach König Ludwig benannt, um mit dem Namen Geschäfte zu machen. Ludwig selbst hätte seine Mahlzeiten, die u. a. sein Erster Mundkoch Johann Rottenhöfer (1806-1872) zubereitete, sicher mit diesem Dessert gekrönt.

Glace Royale verdient seinen Namen wohl zu Recht, wird es doch nach traditioneller Art hergestellt: die Mandeln werden direkt vor ihrer Verarbeitung geröstet, das Obst wird frisch geschnitten und die Bourbon-Vanilleschoten werden per Hand ausgeschabt. Auch die Herstellung mit den traditionellen Eismaschinen tragen zum hochwertigen Geschmack bei.

Inzwischen gibt es zehn Sorten, die sich der französischen und bayerischen Küche annähern: Crème Chocolat Orange, Bayrisch Crème mit feinem Holunder, Duo de Chocolat, Grand Chocolat Noir, Duett von Joghurt und Marille, Crème Vanille, Erlesene Himbeere, Exquisite Mango, Intensive Kirsche und Tarte au Citron.

Erhältlich ist das Eis zurzeit vornehmlich im süddeutschen Raum (Bayern und Baden-Württemberg) sowie in Berlin.

Wer nun nicht zu den Glücklichen zählt, diese anspruchsvolle Süßspeise in seiner Nähe zu finden, kann die Sorten über den Online-Eisshop bestellen: www.koenigludwigeis.de

Berlin, Februar 2015
© Michael Fuchs

Alle Fotos:
© Florida-Eis, Berlin

Ludwig II. und seine Schlösser in historischen Ansichten

Misniks: Schlösser
Christian Misniks: Ludwig II. und seine Schlösser in historischen Ansichten

Ludwig II. und seine Schlösser in historischen Ansichten
Christian Misniks
Linderbichl Verlag, Oberammergau, 2014
ISBN 978-3-934883-15-4
104 Seiten, 11,50 EUR

Christian Misniks ist ein ausgewiesener Kenner von Schloss Linderhof, arbeitet er doch seit über 26 Jahren als Kastellan auf Schloss Linderhof. Auch sein Vater arbeitete schon im Schloss und lebte im Arbeiterwohngebäude.

Man kann also zu Recht behaupten, dass Misniks das Schloss und seine Geschichte besser kennt, als manch anderer; in vielen Publikationen hat er diese Kenntnisse unter Beweis gestellt (eine Veröffentlichungsliste finden Sie weiter unten). Weniger den Texten, als den historischen Ansichten widmet sich sein neuestes Buch. In diesem „Bilderbuch“ hat Misniks 125 Ansichten aus der Zeit Ludwig II. (1845-1886) zusammengetragen, die sich aus der „Farbenpracht der Gegenwartsfotografie“ abheben sollen.

Mit nur wenigen erläuternden Texten lädt der Autor dazu ein, aus „dem Detailreichtum der damals verwendeten Techniken wie dem Lichtdruck oder dem handkolorierten Abzug von Schwarz-Weiß-Glasplatten“ Neues zu entdecken. Die zum Teil großformatig abgebildeten Bilder sind dabei in den Text eingebettet und mit Infos und Zitaten (in grünen Kästchen) garniert.

Nach einer Einführung in „Ludwigs Leben“, vom „blassen Jüngling“ mit großem „Tatendrang“ bis zum „Schwanengesang“, Ludwigs Tod, taucht der Leser ein in die drei bekannten Schlösser des Königs: Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee bis zum Königshaus am Schachen. Dem Linderhof schließen sich ein Rundgang durch den Park und die darin befindlichen Bauten, wie dem Venustempel, der Maurische Kiosk und die Venusgrotte sowie das Marokkanische Haus an. Dieses findet sich heute, wie die Hundinghütte und die Einsiedelei, im Schlosspark von Linderhof, wobei die beiden letztgenannten Gebäude nicht mehr im Original vorhanden sind. Die Abbildungen zeigen natürlich die echten Bauten in ihrer alten Umgebung.

Wie alle „großen“ Schlösser ist auch Linderhof nicht fertiggestellt worden: hier wurde das Schlafzimmer – nach der Fertigstellung – komplett ausgebaut, der Raum vergrößert und neu gestaltet; Misniks zeigt hier (Seite 24/25) beide Schlafzimmer.

Auch Neuschwanstein wurde mehrfach verändert und auch hier sind zahlreiche Räume (bis heute) nicht fertig gestellt worden. Einige Räume wurden nach Ludwigs Tod noch ergänzt; wie z. B. der Thronsaal, der noch einen Kronleuchter bekam. Misniks zeigt hier (Seite 49) die Version, die Ludwig noch gesehen hat und auch einen Entwurf vom Thron, der noch aufgestellt werden sollte. Seltene Bilder zeigen die Räume im heute nicht mehr öffentlich zugänglichen „Thorbau“.

Herrenchiemsee findet man heute nur noch als „Rumpf“ – den hufeisenförmigen Bau um den Innenhof. Misniks zeigt das Schloss mit dem bereits im Rohbau fertigen Seitenflügel und die ebenfalls heute nicht öffentlich zugänglichen privaten Räume. Sehr schön ist die Gegenüberstellung der prunkvoll ausgestatteten Räume in farbigen Ansichten mit den schwarz-weiß Bildern, so dass man sich die Farbe dazu vorstellen kann. Bei Bildern wie dem des Arbeitszimmers (Seite 88) gewinnt man einen Eindruck, wie die Räume zu Ludwigs Lebzeiten ausgesehen haben werden: Staffeleien mit Gemälden von geplanten Bauten, Bühnenbildern usw., die sich Ludwig aufstellen lassen ließ, um sich ein visuelles Gefühl verschaffen zu können.

Die abschließend aufgeführte Literatur lädt zum Nachlesen und Vertiefen ein, wobei hier die Angaben von Verlag und Erscheinungsjahr hilfreich für eine Recherche, z. B. im Antiquariat, gewesen wäre.

Das Büchlein, das Misniks seinem Vater Johann „zur Erinnerung“ widmet und der zum Abschluss auf einer Landmaschine abgebildet ist, ist eine Bereicherung für jede Ludwigiana-Bibliothek und sollte als Ergänzung zu den „in den Bücher- und Andenkenläden (…) mittlerweile Dutzende(n) von Bildheften zu den Schlössern und Biografien des ‚Märchenkönigs'“ stets hinzugezogen werden.

Anmerkung: Derzeit ist das Buch wohl nicht über Amazon bestellbar; es kann aber direkt über den Verlag bezogen werden.

© Michael Fuchs, Januar 2015

Weitere Veröffentlichungen vom Autor:

Herrenchiemsee – Schloss und Park, 2002

Misniks, Christian / Plesse, Jörg
Linderhof – Schloß und Park, 2000

Neuschwanstein – Ritterburg und Märchenschloss, 2002

Romantische Bauwerke des Märchenkönigs – Ludwig II., seine Schlösser, seine Gärten, 2000

Schloss Hohenschwangau, 2005

75.000 Besucher

75000. BesucherIm vergangenen Monat konnten wir den 75.000sten Besucher auf unserem Literatur- und Informations-Portal „Ludwigiana“ begrüßen…

Das entspricht im Durchschnitt über 170 Besucher pro Tag in den letzten Monaten!

Die Redaktion bedankt sich an dieser Stelle ganz herzlich bei den Besuchern von www.ludwigiana.de, insbesondere bei den Helfern, die immer wieder Hinweise auf Termine und Ereignisse liefern und hoffen, allen Interessierten rund um König Ludwig II. von Bayern weiterhin viele Informationen liefern zu können.