1972 schafft einer der bedeutendsten Regisseure des europäischen Kinos, Luchino Visconti, seinen Film „Ludwig II.“ Der am 22.03.1973 in einer zensierten Form in Bonn uraufgeführte Film wurde weitgehend an originalen Schauplätzen gedreht und ist der dritte Teil von Viscontis „Deutscher Trilogie“, zu der „Die Verdammten“ (1969) und „Tod in Venedig“ (1971) gehörten. Es gibt einige Highlights, wie z. B. die wohl einzige Filmaufnahme des „Tischlein-deck-Dich“ in Schloss Linderhof. Man kann den Film wohl ohne Übertreibung ein echtes prunkvolles Meisterwerk nennen.
Die verstümmelte Version, gegen die Visconti juristisch – erfolglos – vorgegangen ist, wurde rekonstruiert und 1993 vom ZDF in zwei Teilen ausgestrahlt. Der Film ist im Jahr 2000 auf VHS und als DVD erschienen; 2007 folgte eine „Arthaus Premium“-Version mit zahlreichen Extras (Filmdokumentation über Luchino Visconti, Dokumentation „Helmut Berger: Mein Leben“ und einem 16-seitigen Booklet). Im Januar 2015 ist nun eine BluRay-Version des Films erschienen, die wir hier vorstellen.
Gut Ding braucht Weile, möchte man sagen. Doch im Fall von Viscontis Ludwig II. war das Erscheinen auf BluRay längst überfällig. In Zeiten, in denen großformatige HD-Fernseher zur audiovisuellen Standardausrüstung der meisten Wohnzimmer gehören, bietet die DVD längst kein angemessenes Sehvergnügen mehr – das gilt umso mehr für dieses Meisterwerk, bei dem die Leinwand eigentlich nicht groß genug sein kann.
Auf Inhalt und Geschichte dieses Films, den Dreh an Originalschauplätzen und Helmut Bergers legendäre Personifizierung des Bayernkönigs muss an dieser Stelle nicht nochmals eingegangen werden. Alle diese Stärken, die Viscontis Werk zu einem unerreichten Solitär unter den Ludwig-Verfilmungen machen, kommen auf BluRay aber um ein Vielfaches eindrucksvoller zur Wirkung.
Im Direktvergleich mit den bisher erschienenen DVD-Fassungen wirkt das Bild erheblich detailreicher. Die feinen Muster auf Tapeten, die Motive der Wandbilder oder einfach Helmut Bergers zerzauste Haare des späten Ludwigs – vieles, was im DVD-Bild in pixeliger Unschärfe unterging ist jetzt scharf und plastisch. Glücklicherweise fiel das natürliche Filmkorn („Grain“) des Originalmaterials nicht irgendeiner digitalen Rauschunterdrückung zum Opfer, so wie es so manch anderes Meisterwerk zugunsten künstlicher Schärfe auf BluRay erleiden musste.
Im Gegenteil: Das Bild wirkt sehr ausgewogen und im Vergleich zur DVD wesentlich natürlicher und weniger verwaschen. So leben z. B. Schneefall und Filmkorn im gleichen Motiv in friedlicher Koexistenz. An ganz wenigen Stellen führt die Aufhellung des Bildes zu leichten Grauschleiern, wo man eigentlich ein Schwarz erwartet – das fällt aber nicht wirklich ins Gewicht, denn am Kontrast gibt es sonst nichts zu mäkeln. Auch die Farben sind jetzt klarer, realistischer und nicht mehr so überzeichnet und übersättigt wie teilweise in der DVD-Fassung.
Endlich entfaltet der Detailreichtum in Ludwigs Schlössern auf dem heimischen Fernseher seine verdiente Pracht. Nie sah der Spiegelsaal von Herrenchiemsee spektakulärer, die Hundinghütte verruchter oder die Winterlandschaft kälter aus. Ein echtes Seherlebnis.
Am Mono-Ton hat sich natürlich nicht viel verändert – das war aber auch nicht zu erwarten. Erwartet hatte man dagegen das ein oder andere Extra auf der BluRay – leider Fehlanzeige. Die meisten Fans besitzen wahrscheinlich bereits die DVD-Premium-Edition mit diversen Extras und können es daher verschmerzen, mit der BluRay eine „Film-Only“-Ausgabe zu kaufen. Wer sich das Meisterwerk aber zum ersten Mal fürs Heimkino zulegt, dürfte zurecht über die magere Zusatzausstattung enttäuscht sein.
Übrigens sollte man sich nicht über die im Vergleich zu den bisherigen DVDs geringere Gesamtlaufzeit wundern. Die BluRay-Version enthält die komplett ungeschnittene Fassung – so wie auch die DVDs. Stattdessen wurde jetzt nur auf die für die damalige TV-Ausstrahlung erforderliche Auftrennung in mehrere Episoden verzichtet, deren jeweiliger Vor- und Abspann in die Laufzeit der DVD-Fassung eingerechnet wurde.
Kurz gesagt: Trotz des Alters des Films erstaunt einen der qualitative Quantensprung, den man hier von der DVD zur BluRay erleben darf. Wer jetzt noch keinen BluRay-Player oder HD-Fernseher sein eigen nennt, hat endlich einen Grund, auf den neuesten Stand der Technik aufzurüsten. Und wer zuhause bereits auf dem neuesten Stand ist, den kostet dieses Kunstwerk keine 15 €.
Das Spiel „The Mystery of Neuschwanstein“ wurde für September 2014 angekündigt und dann wieder auf Februar 2015 verschoben.
Am 18.02.2015 erschien es dann für PC, IOS und Android. Ich hatte das Spiel direkt am Erscheinungstag abends für mein Ipad (IOS) heruntergeladen. Die ersten Kapitel waren kostenlos um das Spiel dann fortzusetzen musste man 1,99 € zahlen. Das gleiche gilt für Android. Die PC Version kostet 9,99€.
Die 227 MB für IOS waren relativ schnell heruntergeladen und es konnte losgehen.
Der erste Eindruck war gut. Ein klar strukturiertes Menü mit Schloss Neuschwanstein im Hintergrund und spannender Musik.
Zu Beginn soll man eine Schwierigkeitsstufe wählen: Leicht, Normal oder Schwer.
Ich entschied mich für Leicht.
Es begann ein Einführungsfilm in der die Hauptcharakterin Sarah Hamilton vorgestellt wurde.
Kapitel 1 begann. Man befand sich im Vorhof von Schloss Neuschwanstein.
Hier erkundet man durch klicken auf die Aufleuchtenden Flecken die Umgebung, findet Sachen, kann sich mit anderen Charakteren unterhalten…
Am unteren Bildschirmrand links wird ein Tablet angezeigt indem man eine Kamera, die zu erfüllenden Aufgaben, eingehende E-Mails, Sarahs Notizen und Ludwigs Tagebuch findet. Später kommen noch ein UV und ein Nachtsichtgerät hinzu.
Ludwigs Tagebuch füllt sich immer mit neuen Einträgen.
Am rechten Bildschirmrand kann man verschiedene Optionen wählen und darüber erhält man Tipps, falls man einmal festhängen sollte.
Die Gesamtspieldauer betrug bei mir 3-4 Stunden Spielzeit wobei ich ab und an einen Tipp benötigte.
Die leichte Variante war jedoch im Großen und Ganzen Problemlos durchspielbar.
Positiv überrascht haben mich die abwechselungsreiche, passende Musik, die liebevoll gezeichneten Räume und Charaktere und die komplett deutsche Synchronisation.
Ob das Spiel ganz historisch gehalten ist, kann man nicht sagen, allerdings fand ich es gut, dass auch Charaktere wie die Guglmänner vorkamen.
Ich fand das Spiel spannend und ich konnte nicht mehr aufhören, bis ich es durchgespielt hatte.
Was mir nicht gefiel, war jedoch das sehr fiktive Ende…
Das Ende bleibt jedoch wie immer jedem selbst überlassen. Wer dann noch Lust hat, kann noch ein Zusatzteil spielen, der jedoch nicht sehr lange dauert.
Im Hauptmenü gibt es dann noch Bonus-Inhalte wie Bildschirmhintergründe oder die Musik.
Alles in allem finde ich das Spiel sehr liebevoll gestaltet und gut. Für 1,99 € bzw. 9,99€ absolut gerechtfertigter Preis auch wenn die Todesumstände Ludwig II. nicht geklärt werden.
Für jeden Neuschwanstein bzw. Märchenkönigfan ein Muss!
Schon im 19. Jahrhundert war es üblich, bestimmte Produkte nach berühmten Persönlichkeiten zu benennen.
So gab es viele Artikel, die beispielsweise nach dem Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) benannt waren – auch schon zu seinen Lebzeiten. Es gab den Farbstoff Bismarckbraun, Kriegsschiffe SMS Bismarck und SMS Fürst Bismarck und den bis heute bekannten Bismarckhering. Das alles hat aber nun gar nichts mit der Person selbst zu tun – wenn es auch vielleicht eine gewisse Vorliebe der Person zum Produkt gab. Bismarck soll ja diese bestimmte Art der Heringszubereitung gemocht haben…
Auch König Ludwig II. von Bayern musste seinen Namen für bestimmte Produkte hergeben – er kann sich ja nicht mehr wehren. Es gibt König-Ludwig-Brot, das ja nun gar nichts mit ihm zu tun hat, ebenso, wie den König-Ludwig-Käse. Beim König-Ludwig-Bier steht immerhin die Familie Wittelsbach dahinter: Prinz Luitpold von Bayern, der Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (1845-1921), ist seit 2001 offizieller Partner der „König Ludwig Brauerei“ in Fürstenfeldbruck. Er wacht über die weltweite Vermarktung des Namens „König Ludwig II.“, kann aber den ganzen Souvenir-Markt (Suppenschüsseln, Tassen, Teller usw.) nicht mehr bremsen.
Ein Produkt fällt jedoch aus der reinen Vermarktungsindustrie, ja der Verkitschung, deutlich heraus:
König Ludwig Glace Royale
Die zehn Eissorten „König Ludwig – Glace Royale“
Der heutige Geschäftsführer der Florida-Eis Manufaktur GmbH in Berlin, Olaf Höhn, hatte die Möglichkeit, in alten handschriftlichen Aufzeichnungen von Ludwig zu recherchieren, wie die Zubereitung seiner Speisen erfolgte und wie die Tischdekoration zusammengestellt wurde. Florida-Eis geht auf die Eis-Hersteller Blotko zurück, die ihr Eis 1927 in Spandau erstmals verkauften. Das 1957 von Konditormeister Freund gegründete Eiscafé „Annelie“ wurde 1984 von Höhn übernommen; seitdem heißt es „Florida-Eiscafé“ und befindet sich heute am U-Bahnhof „Rathaus Spandau“.
Höhn fand heraus: „Es war ihm besonders wichtig, täglich mit seinem Leibkoch dies durchzugehen und aufzuzeichnen. Aus diesen Aufzeichnungen kommt klar heraus, dass Speiseeis in der damaligen Form sehr häufig als Nachtisch gereicht wurde. Aufgrund seiner Stellung konnte er sich bereits Sorten wie Ananas-Eis bereiten lassen“.
Zusammen mit Luitpold von Bayern wurde die Idee, das „historische Eis“ mit einem modernen Verfahren herzustellen, aufgegriffen. „Hier spielte die Qualität die Hauptrolle und somit haben wir diesen Vertrag bekommen“, berichtet Olaf Höhn stolz gegenüber LUDWIGIANA.de.
Ein direkter Bezug auf die damaligen Eis-Sorten kann zwar nicht abgeleitet werden, da die damalige Eiszubereitung nur in zwei einfachen Varianten (Fruchteis – Früchte zusammengerührt mit Kristall-Eis oder in einem kleinen Sole-Kessel (Kristalleis mit Salz vermischt) einfache Milcheissorten) möglich war und die heutige Technologie und der Qualitätsstandard somit nicht annähernd vergleichbar sind. Sowohl der Lizenzgeber als auch der Hersteller haben aber den Anspruch, mit der Premiumqualität den Gaumen des Gourmets Ludwig zu erreichen.
Diese Spezialität ist also nicht nur nach König Ludwig benannt, um mit dem Namen Geschäfte zu machen. Ludwig selbst hätte seine Mahlzeiten, die u. a. sein Erster Mundkoch Johann Rottenhöfer (1806-1872) zubereitete, sicher mit diesem Dessert gekrönt.
Glace Royale verdient seinen Namen wohl zu Recht, wird es doch nach traditioneller Art hergestellt: die Mandeln werden direkt vor ihrer Verarbeitung geröstet, das Obst wird frisch geschnitten und die Bourbon-Vanilleschoten werden per Hand ausgeschabt. Auch die Herstellung mit den traditionellen Eismaschinen tragen zum hochwertigen Geschmack bei.
Inzwischen gibt es zehn Sorten, die sich der französischen und bayerischen Küche annähern: Crème Chocolat Orange, Bayrisch Crème mit feinem Holunder, Duo de Chocolat, Grand Chocolat Noir, Duett von Joghurt und Marille, Crème Vanille, Erlesene Himbeere, Exquisite Mango, Intensive Kirsche und Tarte au Citron.
Erhältlich ist das Eis zurzeit vornehmlich im süddeutschen Raum (Bayern und Baden-Württemberg) sowie in Berlin.
Wer nun nicht zu den Glücklichen zählt, diese anspruchsvolle Süßspeise in seiner Nähe zu finden, kann die Sorten über den Online-Eisshop bestellen: www.koenigludwigeis.de
Im vergangenen Monat konnten wir den 75.000sten Besucher auf unserem Literatur- und Informations-Portal „Ludwigiana“ begrüßen…
Das entspricht im Durchschnitt über 170 Besucher pro Tag in den letzten Monaten!
Die Redaktion bedankt sich an dieser Stelle ganz herzlich bei den Besuchern von www.ludwigiana.de, insbesondere bei den Helfern, die immer wieder Hinweise auf Termine und Ereignisse liefern und hoffen, allen Interessierten rund um König Ludwig II. von Bayern weiterhin viele Informationen liefern zu können.
Am Montag jährt sich der Geburtstag des bayerischen Königs Ludwig II. (1845-1864-1886) zum 169. Mal.
Auch in diesem Jahr Anlass für allerlei Festlichkeiten, die es Wert sind, besucht zu werden.
Als Höhepunkt kann man Schloss Linderhof, das Schloss, in dem sich Ludwig am häufigsten aufhielt, bezeichnen. Wie jedes Jahr gibt es wieder die „König-Ludwig-Nacht“:
am Vorabend (24.08.) werden die Bergfeuer auf den Gipfeln der Ammergauer Alpen entzündet.
am 25.08., um 11 Uhr findet die traditionelle Bergmesse vor dem Königshaus am Schachen statt.
von 14 bis 23:30 Uhr kann man an zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen, die zum Teil sogar kostenlos angeboten werden.
Sommerzeit ist Urlaubszeit und so zieht es viele Besucher nach Bayern und in seine herrlichen Schlösser.
In der Sommersaison gibt es in Bayerns Schlössern wieder viel zu bestaunen
Wegen des großen Erfolgs im letzten Jahr geht die Ausstellung „Königsklasse“ in Schloss Herrenchiemsee in die zweite Runde, erneut in Kooperation mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Vom 12. Juli bis zum 28. September werden in den Rohbauräumen von Schloss Herrenchiemsee Werke zeitgenössischer Kunst der Pinakothek der Moderne München gezeigt. Mehr Information zur Ausstellung
Was gibt es Schöneres als bei sommerlichen Temperaturen durch den Nymphenburger Schlosspark zu schlendern? Bei der Themenführung „Die Magdalenenklause – nur ein Ort klösterlicher Stille?“ am 20. Juli um 14 Uhr erfahren Sie Genaueres zu den Überlegungen zur Nutzung unter den Kurfürsten Max Emanuel und Karl Albrecht.Treffpunkt ist am Haupteingang von Schloss Nymphenburg. Die Kosten betragen 3,- Euro pro Teilnehmer.
Auf „Geheimen Pfaden“ geht es am 26. Juli jeweils um 11.00 Uhr und um 14.00 Uhr durch die Burg BurghausenTreffpunkt ist im Besucherzentrum in der Hauptburg. Anmeldung erforderlich unter: Telefon (0 86 77) 46 59.
Pünktlich zum Ferienbeginn startet am 30. und 31. Juli jeweils um 11.30 Uhr und um 14.30 Uhr das Ferienprogramm Familien entdecken Linderhof Angeboten wird ein Rundgang in Schloss und Park Linderhof für die ganze Familie. Die Führung ist für Kinder von 6-10 Jahren geeignet. Treffpunkt ist an der Kasse von Schloss Linderhof. Die Materialkosten betragen 2,- Euro pro Kind; Begleitpersonen benötigen eine Eintrittskarte. Diese Führung wird über die ganzen Sommerferien hin in Linderhof angeboten.
Um sich über die weiteren Führungsangebote der Bayerischen Schlösserverwaltung zu informieren, können Sie auch das neue Führungsprogramm für Kinder und Erwachsene nutzen, das Anfang des Monats erschienen ist und kostenlos in den Museumsläden der Bayerischen Schlösser ausliegt.
Eigentlich ist es ja noch etwas zu früh, um sich jetzt schon um einen Kalender für das Jahr 2015 zu kümmern. Die Verlage stellen aber schon jetzt wieder ihr umfangreiches Angebot vor. Aus der Vielzahl von Kalendern, allen voran natürlich die üblichen Bildkalender mit den Schlössern König Ludwig II. von Bayern, möchten wir hier einen etwas (inhaltlich) gewichtigeren Kalender vorstellen.
Der Südwest-Verlag aus der Verlagsgruppe Random House Bertelsmann bietet schon mehrere Jahre seine Reihe „Mit deutscher Geschichte durch das Jahr 2015“ als Textabreißkalender an:
Dieser Kalender präsentiert die wichtigsten Eckpfeiler deutscher Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Er enthält jeden Tag ein interessantes und manchmal auch bewegendes Ereignis aus der deutschen Geschichte. Ob Friedrich der Große, der erste Weltkrieg oder der Mauerfall, zu jedem Ereignis erfährt man die wichtigsten Grundlagen, Fakten und Daten.
Im Jahr 2015 ist König Ludwig II. von Bayern in Generalsuniform, einem Portrait von Ferdinand Piloty d. J. aus dem Jahre 1865, auf dem Titelbild abgebildet. Es ist ein wenig irreführend, dass Ludwig als einziges Bild den Kalender ziert; man könnte meinen, es handele sich um (zumindest vorwiegend) Daten aus dem Leben Ludwig II. – eine Idee, die man vielleicht mal aufgreifen könnte.
Jedenfalls spielt Ludwig keine hervorgehobene Rolle in dem ansonsten mit sehr schönen von der Redaktion ausgewählten Daten aus der deutschen Geschichte, die dem interessierten Leser täglich ein interessantes Ereignis vorstellt. Dabei sind die vorgestellten Ereignisse nicht immer nach „runden“ Jahrestagen ausgewählt. Es finden sich darunter viele Ereignisse, die selbst Geschichtsinteressierten nicht immer so präsent sind – sie laden ein, weiterzulesen und das Ereignis bewusster wahrzunehmen.
Herausgehobene Termine, die sich mit König Ludwig II., seinen Interessen, seinem Umfeld, beschäftigen sind zum Beispiel:
05. Januar
Maximilian I. Joseph wird bayerischer König (1806)
30. Januar
Reptilienfonds – Bismarcks „schwarze Kassen“ (1869) – Bismarck hatte Vermögen aus den ehemaligen Fürstenhäusern Hannover und Hessen beschlagnahmt und davon unter anderem Ludwigs Zustimmung zur Gründung des Deutschen Reiches unter Vorherrschaft Preußens erkauft.
01. Februar
Einheitliche Briefmarken in Deutschland (1902)
13. Februar
Richard Wagner stirbt (1883)
10. März
Beginn der Regentschaft des „Märchenkönigs“ (1864)
26. März
Festungshaft wegen Friedensvorschlags (1872) – August Bebel und Wilhelm Liebknecht werden wegen Hochverrats verurteilt. Die beiden Politiker machten einen Friedensvorschlag – konträr zu den offiziellen Jubelfeiern jener Zeit.
08. April
Bündnis Preußens und Italiens gegen Österreich (1866) – Vorbote des zweiten deutschen Einigungskrieges und den ersten furchtbaren Krieg, den Ludwig aus dem Bündnis mit Österreich führen musste. Preußen besiegte Österreich (und seine Verbündeten) am 03. Juli bei Königgrätz.
27. April
Beginn der deutschen Kolonialpolitik (1880) – In den folgenden Jahren hat das Deutsche Reich einige Kolonien „begründet“. Dieser Aspekt ist hinsichtlich Ludwigs Idee, sein Königreich zu „tauschen“ interessant.
02. Juni
Wilhelm I. wird verwundet (1878) – Im offenen Wagen wird der preußische König und deutsche Kaiser bei einem Attentat verletzt. Ludwig hatte Zeit seines Lebens große Angst vor Nachahmungstätern.
13. Juli
Die Emser Depesche (1870) – Auslöser des dritten Einigungskriegs, in den Ludwig wegen des Bündnisses mit Preußen eintreten musste.
27. Juli
Wagners „Parsifal“ uraufgeführt (1882) – Die letzte Oper Richard Wagners wird in Bayreuth erstmals aufgeführt. Für Ludwig ein wichtiges Ereignis, für das er Chor und Orchester der Münchner Hofoper zur Verfügung stellte. Wagner hatte noch viele Opern geplant, starb aber schon 1883.
28. August
Uraufführung des „Lohengrin“ (1850) – Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese Oper für Ludwig eine große Bedeutung hatte, nahm er doch in vielen Projekten (z. B. Neuschwanstein) Bezug auf die Oper.
01. September
Reform des § 175 (1969) – Sexuelle Handlungen unter Männern über 21 Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr gesetzlich geahndet. Erst mit der Gründung des Deutschen Reiches galt der Paragraph auch in Bayern (bis dahin war die gleichgeschlechtliche Liebe nicht strafbewährt). Für Ludwig eine weitere Belastung (neben der katholischen Moralvorstellung), unter der er litt, da er sich ja als Staatsoberhaupt natürlich auch an die Gesetze gebunden fühlte. Erst 1994 wurde der Straftatbestand vollkommen aufgehoben. 140.000 Männer waren wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Neigung verurteilt worden.
06. September
Dreikaisertreffen in Berlin (1872) – Das Deutsche Reich, Österreich und Russland schließen ein Abkommen zur Sicherung des Friedens. 1914 war davon keine Rede mehr und im (neuen) Bündnis mit Österreich entfesselte das Deutsche Reich einen entsetzlichen Krieg gegen Frankreich und Russland, den Ludwig zum Glück nicht mehr miterleben musste.
Das Jahr 1886 war ein bewegtes Jahr. Wir befinden uns Ende des 19. Jahrhunderts. Vor 15 Jahren wurde das Deutsche Reich nach drei Einigungskriegen gegründet. Es herrscht Frieden und zahlreiche Erfindungen erleichtern den Menschen das Leben. Johannesburg wird gegründet, Coca Cola wird ebenso wie die Würzsauce Maggi erfunden. Im Herbst meldet Carl Benz das Automobil zum Patent an und erste Autos fahren mit dem Benzinmotor. Der Papierlocher wird von Soennecken erfunden, Erdinger Weißbräu gegründet. Die Freiheitsstatue in den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird eingeweiht. Es geht aufwärts.
Die Autoren
Die beiden bekannten Autoren Alfons Schweiggert und Erich Adami legen die Lupe auf die Ereignisse im Juni 1886 und damit – nicht nur für König-Ludwig-II.-Interessierte – eine ausführliche Chronik der Ereignisse rund um den 12. und 13. Juni vor. Am 12. Juni gelingt, vier Tage nach der Präsentation des Gutachtens der Ärztekommission um den Psychiater Dr. Bernhard von Gudden, die „Festsetzung“ des bayerischen Königs und er wird nach Schloss Berg gebracht. Am Tag darauf stirbt der abgesetzte König unter bis heute nicht restlos geklärten Umständen. Sein Onkel Luitpold wird Prinzregent von Bayern.
Aus einer „Unmenge“ von Zeugnissen, Aufzeichnungen und anderen Dokumenten, die sich die Autoren mühsam zusammensuchten, ist ein sachlich fundiertes Buch entstanden, das sich wie ein Krimi liest und dennoch rein auf Fakten basiert. Mit dem jetzt erschienenen Werk dürften die wilden Spekulationen und Gerüchte durch die fast minutiösen Details verstummen.
Es ist, als habe ein Insider ein Tagebuch geschrieben, das jetzt erst entdeckt und veröffentlicht wurde – so genau werden Ereignisse und Berichte geschildert. Gerade so detailliert genug, dass keine Fragen offen bleiben. Die Autoren verlieren sich nicht in Nebensächlichkeiten, alles hat seinen Platz: hier wissen die Autoren, was sie tun.
Eingerahmt von einer kurzen Biografie des bayerischen Königs und den „Theorien über die Königskatastrophe“ mit sage und schreibe 26 Theorien zu Ludwigs und von Guddens Tod findet sich der Leser nahtlos ein in die Königskrise, die die Autoren am 13.06.1885 beginnen lassen.
Da die „Katastrophe“ selbst nicht zu verstehen ist, ohne die Umstände, die wesentlich auch auf der (privaten) Verschuldung Ludwigs basieren, ist noch ein Kapitel über die finanzielle Situation des Herrschers vorangestellt. Als offizielle Gründe für die Absetzung Ludwig II. werden die Schulden, die unaufhörliche Bautätigkeit und die Verhaltensauffälligkeiten angeführt. Doch auch die Ängste der Familie Wittelsbach, der regierenden Minister und nicht zuletzt die Homosexualität Ludwigs werden als inoffizielle Gründe genannt.
Eine Chronik, ein Tagebuch
Doch steigen wir ein in das Protokoll, ein Jahr vor dem zentralen Ereignis des Jahres 1886.
Die Chronik beginnt auf den Tag genau ein Jahr vor Ludwigs Tod mit einem Bericht in einer New Yorker Zeitung, die über „ärztliches Einschreiten“ und einer „Isolierung des Königs“ berichtet.
Am 31. Mai 1886 wird von einem Brief König Wilhelms von Preußen an seinen Ministerpräsidenten Bismarck berichtet: er fragt, „wer aus dem bayerischen Ministerium wohl den Mut aufbringt, Ludwig II. mögliche Rettungswege aus dem drohenden, Untergang‘ aufzuzeigen“.
Alle Welt scheint es zu wissen, außer Ludwig selbst; aber „der König muss weg“.
Um die nun folgenden Geschehnisse zu verstehen, erfährt der Leser umfangreiche Hintergrundinformationen, die zum Teil in hervorragenden Tabellen dargestellt sind. Ab Juni 1886 ist fast jeder Tag (davon einige mit Uhrzeitangabe) behandelt.
Der Leser erfährt die Eindrücke von Augenzeugen, „aktuelle“ Berichte in der Presse, die Meinungen von Zeitgenossen und natürlich Ludwigs Positionen. Übersichtskarten erleichtern die geografische Orientierung der Orte, an denen sich die Handlungen abspielen.
Die Dokumente werden kritisch hinterfragt und ergänzt, so dass man sie auch gleich richtig nachvollziehen und einordnen kann. Es werden auch „Legenden“ offenbart und in den korrekten Kontext gestellt. Einige Augenzeugen, die zitiert werden, können oft die wirklichen Zusammenhänge nicht kennen. Sie werden originalgetreu (mit Quellenangabe) wiedergegeben, aber dann auch ggf. widerlegt.
Wenn sich die Ereignisse überschlagen – so natürlich am Pfingstsonntag, 13.06.1886 (ab Seite 143) – gibt es oft verschiedene Ansichten, Versionen der Begebenheiten. Um 24 Uhr werden der König und Dr. von Gudden für Tod erklärt.
Man hat durchgehend den Eindruck, live dabei zu sein. Der Leser ist förmlich aufgeregt und fragt sich, wie wird es weitergehen. Wer hat welche Interessen, welche Meinung zu dem Geschehen.
Fotos werden im Text nicht einfach abgebildet, sondern sind markiert und erläutert – verständlich in den Zusammenhang gebracht. So finden wir auf Seite 78 ein Bild von Neuschwanstein (leider nicht von 1886) mit den Orten im Schloss, an denen sich die „Handlung“ abspielt. Grundrisse erleichtern das Zurechtfinden innerhalb der Gebäude (S. 123). Im Mittelteil finden sich noch 78 (zum Teil farbige) ergänzende Abbildungen.
Um 0:10 Uhr des Pfingstmontag, 14.06.1886, beginnt „die Woche nach der Katastrophe“; Telegramme überschlagen sich. Die Lektüre ist ein Genuss, spannender als ein Kriminalroman!
München ist in heller Aufregung, die Minister-Delegation reist an.
Wie sieht die offizielle Darstellung der Geschehnisse aus. Immerhin konnte man sich nicht großartig absprechen und die Aussagen koordinieren. Am Ufer des Starnberger Sees finden sich wechselnde Markierungen der Fundorte. Die Leichen werden überführt, untersucht und Ludwig einbalsamiert.
Kaiser Wilhelm I. besucht die Berliner Jubiläumsausstellung und ist „von der Katastrophe ,wie zerschmettert'“. Die Zeitungen greifen das Thema auf und Gerüchte entstehen. Die Zensur versucht, das wildeste Gerede einzuschränken, einiges hält sich bis heute.
Schon am 20.06.1886 beginnt die „Trauerarbeit und Bewältigung der Krise“. Exkurse in den entscheidenden Abschnitten fassen die wesentlichen Aussagen und Theorien zusammen.
Nun beginnt das „Aufräumen“: Neuschwanstein wird inventarisiert und Verwertbares verkauft, um die verschuldete Familienkasse aufzubessern. Bereits am 1. August 1886 – 48 Tage nach Ludwigs Tod – werden die ersten Besucher eingelassen. Der Eintritt in das „Neue Schloss Hohenschwangau“ kostet 3 Mark.
Schloss Berg wird zur Besichtigung freigegeben, aber bereits am 7. Juli 1886 wieder geschlossen; weitere Legenden entstehen.
Die beiden letzten Kapitel fassen – wohl erstmals in der Literatur – alle „Theorien über die Königskatastrophe“ zusammen. Der Leser findet 26 Darstellungen zu den Ereignissen, vom Fluchtversuch Ludwigs über Selbstmord, Unfall, Mord und Totschlag ausführlich erläutert. Jedes Gerücht enthält bekanntermaßen ein Quäntchen Wahrheit. Auch dies wird berücksichtigt.
Wie starben König Ludwig und der Psychiater?
War König Ludwig II. ein Mörder und ertrank? Oder wurde er selbst ermordet? Eine Frage, die viele bis heute beschäftigt: wurde Ludwig erschossen?
Die Autoren finden auch in ihrer akribisch recherchierten wie kritischen Arbeit keine abschließende Antwort auf diese Frage: „Die aus all diesen Gründen äußerst lückenhafte und widersprüchliche Quellenlage behindert die historische Forschung seit jeher und lässt ein ganzes Spektrum mehr oder weniger plausibler Theorien zum Hergang der Königskatastrophe entstehen. (…) Der Legendenbildung sind seit Anbeginn Tür und Tor geöffnet.“
Zwar wurden die Leiche des Königs obduziert; dennoch bleiben Zweifel. Könnte eine neue Obduktion mit modernen Mitteln Aufklärung bringen? Der Psychiater Heinz Häfner wird mit seiner Aussage zitiert: „Durch Post-mortem-Befunde ist nichts Neues zu erhoffen“.
Entscheidend dürfte – so die Autoren – die Bereitstellung sämtlicher Akten und Unterlagen aus dem Wittelsbacher Hausarchiv sein. Wichtige Dokumente sollen aber vernichtet worden oder verloren gegangen sein: „Dann würde man auch in den Archiven auf keine bislang unbekannten Informationen stoßen“.
In den 352 eng beschriebenen Seiten ist wahrhaft alles aufgeführt, was man bis heute nur finden kann. Franz Wittelsbach, der „Chef des Hauses“, ist äußerst skeptisch: „Was heute noch auftaucht, sind Aussagen von zweifelhafter Herkunft: Da ist die Großmutter der Tante, die dies oder jenes erzählt haben soll. Das sind aber nur Gerüchte“.
Fazit
So enden die Autoren ihr Werk mit dem Fazit: „Es ist unwahrscheinlich, dass der reale Ablauf der tödlichen Tragödie am Starnberger See noch irgendwann hieb- und stichfest geklärt werden kann.“ Alles, was nach diesem Buch noch kommen mag, dürften „abenteuerliche Theorien und verlockende Spekulationen“ sein.
Erich Adami, der sich seit seinem zwölften Lebensjahr mit König Ludwig II. beschäftigt, schreibt über sich, sein „spezielles Ziel ist es, dessen Leben chronologisch lückenlos zu erforschen und zu dokumentieren“. Mit diesem Meilenstein dürfte es Alfons Schweiggert und ihm gelungen sein, einen unschätzbaren Beitrag dazu geleistet zu haben. Selten hat ein so umfangreiches Fachwerk derart überzeugt: dieses Buch muss man gelesen haben!
Das Königshaus am Schachen im Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen war ein regelmässiger Aufenthaltsort König Ludwig II. von Bayern: fast jedes Jahr um den 25. August, seinem Geburts- und Namenstag, besucht Ludwig die „Hütte“ im Stil eines Schweizerhauses.
Der Aufstieg ist nicht gerade leicht, aber die Wanderung wird mit einem herrlichen Ausblick über die Berge belohnt. Nicht zuletzt zeigt die Wohnung Ludwigs im Erdgeschoss seine Bodenständigkeit, die natürlich im Obergeschoss mit dem „türkischen Saal“ gekrönt wird.
Nach einem milden Winter beginnt auf über 1800 Metern in diesem Jahr die Sommersaison bereits im Mai: Wie auch viele andere Berghütten in hochalpiner Lage hat das Königshaus am Schachen am Donnerstag, 29.5.14, seine Türen geöffnet. Die ersten Gäste können ab sofort in der Berggaststätte übernachten.
Wer den Spuren König Ludwigs II. auf den Schachen folgt, wird mit einem einmaligen Erlebnis belohnt. Täglich finden um 11 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr und um 15 Uhr Führungen statt. Der Eintritt kostet 4,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro). Auch auf einen Abstecher zum Aussichtspunkt in der Nähe des Königshauses sollte man nicht verzichten. Hier blickt man insbesondere bei klarem Wetter auf das großartige Alpenpanorama mit Zug- und Alpspitze über dem Reintal.
Der auf 1866 Metern im Wettersteingebirge gelegene Zufluchtsort König Ludwigs II. ist nur zu Fuß erreichbar. Die Gehzeit beträgt je nach gewähltem Weg drei bis vier Stunden. Eine Mountainbike-Route startet von Klais bei Garmisch-Partenkirchen aus und führt Richtung Wettersteinalm zum Königsweg.
Königliches Flair im Wettersteingebirge
Das von 1869 bis 1872 nach Plänen von Georg Dollmann auf der Schachenalpe südlich von Garmisch-Partenkirchen erbaute Königshaus diente König Ludwig II. als Refugium bei seinen Aufenthalten im Gebirge. Das Holzhaus ist als Ständerbau im Schweizer Chaletstil errichtet. Im Obergeschoss befindet sich ein orientalischer Prunkraum, der so genannte Türkische Saal, den der König mit farbigen Glasfenstern, Pfauenfedern, Springbrunnen und opulent bestickten Textilien schmücken ließ.
Der vom Botanischen Garten München betreute Alpengarten am Schachen öffnet Mitte Juni seine Pforten.
Informationen über mögliche Aufstiegsrouten und die Berggaststätte sowie einen Blick auf die Speisekarte finden Sie unter www.schachenhaus.de.
Informationen zum Königshaus mit den aktuellen Öffnungs- und Führungszeiten sind hier abrufbar: Königshaus am Schachen.
Ausstellung im Maierhof des Klosters Benediktbeuern zeigt Bernhard von Gudden den Psychiater, der Ludwig II. für geisteskrank erklärte.
Benediktbeuern: Am 13. Juni 1886 starben König Ludwig II. und Bernhard von Gudden im Starnberger See. Der Psychiater hatte den Monarchen zuvor in einem Gutachten für geisteskrank erklärt. Bis heute ist ungeklärt, was damals geschah. König Ludwig II. wurde kurz darauf zur Kultperson, Gudden dagegen verunglimpft. Die Vorwürfe reichen bis zur Unterstellung, er sei der Mörder des Königs. Mehr weiß die breite Öffentlichkeit über den Psychiater Dr. Bernhard von Gudden bis heute nicht.
Zum ersten Mal überhaupt ist nun die ganze Lebensgeschichte Bernhard von Guddens wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Eine umfangreiche Ausstellung im Heimatinformationszentrum des Bezirks Oberbayern im Kloster Benediktbeuern zeigt Guddens epochale Leistung im Bereich der Hirnforschung und deren Bedeutung bis heute.
Alfons Schweiggert, Historiker und Buchautor, sieht Gudden als Teil einer großen Entmündigungsmaschinerie, die König Ludwig II. seinerzeit entmachten wollte.
Zur Vernissage, am Donnerstag den 15. Mai 2014, waren um die 100 Leute gekommen. Nicht nur Historiker waren gekommen sondern auch Mediziner (Psychiater), noch aktive und auch bereits pensionierte.
Grußworte wurden gesprochen von Josef Mederer, Bezirkstagspräsident des Bezirks Oberbayern; Walter Leicht, Direktor des Städtischen Museums Rosenheim; Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München, Klinikum rechts der Isar, Dr. Norbert Göttler, Fachberatung Heimatpflege, und Dr. Wolfgang Gudden, der Ururenkel Bernhard von Guddens.
Die Eröffnungsrede hielt Alfons Schweiggert, aus dessen Rede ich das Zitat „Psychiatrie, Politik, Polizei – diese Vernetzung ist auch heute noch aktuell“ in Erinnerung behalten habe. Es ist sicherlich eine Anspielung auf den aktuellen fall Mollath.
Dr. Leicht erzählte die spannende Geschichte wie die Ausstellung, nach dem sensationellen Fund der Totenmaske Guddens, zustande gekommen ist.
Professor Dr. Hans Förstl ist der Meinung: „Gudden hätte den König sehr gut therapieren können.“ Ludwig wäre ein guter Patient gewesen. Hätten die beiden Männer nicht den abendlichen Spaziergang am Starnberger See unternommen, wäre Guddens Karriere nicht zu Ende gewesen. Diesen müsse man dahin gehend bewerten, dass es dem Psychiater darum gegangen sei, ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis aufzubauen – zur damaligen Zeit etwas ganz Neues.
Nachdem alle Reden beendet waren gab es etwas zu trinken und zu knabbern und alle blieben noch ca. 2 Stunden im angeregten Gespräch zusammen. Obwohl es eine Gudden Ausstellung war, war Ludwig II. ständig präsent. Nur einige Stimmen meinten kritisierend: „Will man Dr. Gudden jetzt einen Heiligenschein umhängen?“ Die meisten waren von der Ausstellung „regelrecht euphorisiert“, wie der Bayerische Rundfunk meldete. Die „äußerst beeindruckende Schau“ sei „hervorragend recherchiert und unbedingt sehenswert“.
Wer die Ausstellung besucht, sollte Zeit mitbringen, denn die 80 Texttafeln sind umfangreich. Zentrales Ausstellungsstück ist Bernhard von Guddens Totenmaske, die bislang im Städtischen Museum Rosenheim unerkannt im Depot lagerte. Auf der Maske sieht man noch die Verletzungen, mit denen der Tote gefunden wurde. Daneben liegt eine Replik der Totenmaske Ludwigs II.
Erschienen ist auch ein spannendes Begleitbuch mit vielen interessanten Bildern und Aufsätzen.
Die Ausstellung ist empfehlenswert und kurzweilig. König Ludwig Verehrer, Anhänger und Freunde sollten sie nicht versäumen.