Buchbesprechung: Oliver Pötzsch – Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig Verschwörung

Kriminalroman

Autor: Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein Berlin
ISBN: 978-3-548-28290-9
Preis: 9,95 Euro
Weitere Daten 2011. 572 Seiten; Taschenbuch

Inhalt:  Ein Tagebuch in einem verwitterten Holzkästchen, über hundert Jahre alt und in Geheimschrift geschrieben – für den Münchner Antiquar Steven Lukas ein ungeheurer Fund. Der Verfasser des  mysteriösen Textes war ein Vertrauter König Ludwigs II. Vielleicht enthüllt das Tagebuch die Wahrheit über die legendenumwobenen Todesumstände des bayerischen Märchenkönigs! Doch Steven ist nicht der Einzige, der das Rätsel lösen will. Während er gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld versucht den Text zu entschlüsseln, werden die beiden von geheimnisvollen Kapuzenmännern gejagt. Und ein Fanatiker ist bereit, über Leichen zu gehen.

Das Cover: Es wirkt geheimnisvoll und gespenstisch. Blutspritzer deuten an, dass es um Mord und Totschlag geht. Der Titel ist im Prägedruck gestaltet und auf der Rückseite steht der provozierende Satz:

Das Geheimnis des Märchenkönigs wird endlich gelüftet

Eine spannende Lektüre ist zu erwarten

Besonderheiten: Am Anfang des Buches findet man 4 Karten, welche über den Schauplatz des Romans Auskunft geben. Dann ist da noch ein Personenverzeichnis mit dem Hinweis, welche der Romanfiguren real und welche Fiktion sind. Am Ende des Buches ein kleines Glossar, in dem Begriffe, welche in dem Buch vorkommen, erläutert sind.  Zu guter Letzt noch ein Literaturverzeichnis, welches es dem Leser erleichtert in den entsprechenden Sachbüchern selbst alles noch einmal nachzulesen.

Meine Meinung:

Das Beste was man über einen Kriminalroman sagen kann: Er ist spannend, fesselnd, verblüffend und man tut sich schwer mit dem Lesen zwischendurch mal aufzuhören. Genau das ist mir beim Lesen dieses Romans passiert. So schnell habe ich noch nie knapp 600 Seiten durchgelesen. Um diesen Krimi ordentlich zu besprechen,  müsste ich viele Einzelheiten preisgeben, was ich aber nicht will, um dem Leser die Spannung nicht zu nehmen. Vor allen Dingen aber möchte ich möglichst wenig von den verblüffenden Ideen, welche sich der Autor einfallen hat lassen, verraten. Ich versuche nun die zukünftigen Leser ein bisschen neugierig zu machen.

Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Die Haupthandlung spielt in der heutigen Zeit und über das gefundene Tagebuch, welches der Hauptakteur übersetzt, wird der Leser in das Jahr 1866 zurückversetzt  und erlebt hautnah die letzten Lebensmonate von König Ludwig II.

Die Art wie der Autor schreibt ist einfach und in einer klaren modernen Sprache, welche es dem Leser leicht macht der Geschichte zu folgen. Sein Erzähltempo ist rasant schnell, man möchte immer weiterlesen. Das Buch hat nie Längen und wird somit nie langweilig. Hat man ein Kapitel beendet, fällt es einem schwer, das Buch zur Seite zu legen. Der Trick mit dem Wechsel der zwei Zeitebenen verführt dazu immer weiter und weiter zu lesen.

Oliver Pötzsch hat die Fakten des Jahres 1866 sehr gut recherchiert und diese stimmen mit den bekannten historischen Tatsachen überein. Der Autor hat sich auch über alle vorhandenen Gerüchte informiert und sie geschickt in sein Buch eingearbeitet. Auch die Gralsbewahrer der heutigen Zeit, wie die Königstreuen, die Guglmänner, die Wittelsbacher sind treffend dargestellt. Die in dem Buch verwendeten nicht realen Personen sind glaubhaft in die Handlung eingearbeitet.

Der rote Faden des Romans entstammt einem 2007 erschienenen Buch von Siegfried Wichmann, der Bilder des getöteten Königs gesehen haben will und der behauptet, den Nachlass des Arztes von Ludwig II., Schleiß von Löwenfeld, gekauft zu haben. Das in dem Nachlass befindliche Tagebuch soll den mysteriösen Todesfall Ludwigs II. aufklären. Dieses brisante Material wird aus Sicherheitsgründen im Ausland in einem Banksafe aufbewahrt.

Auch eine Liebesgeschichte ist in den Roman eingewoben, eine in der Gegenwart und zwei in der Vergangenheit.

Wie es sich für einen Krimi gehört gibt es auf der einen Seite die fiesen brutalen und vor Mord nicht zurückschreckenden Verbrecher – es gibt einige Tote – und auf der anderen Seite sind die Guten, welche viel Leiden müssen, in Lebensgefahr kommen und am Ende doch triumphieren. Viele Actionszenen, wie aus einem James Bond Film, treiben die Spannung in die Höhe. Die Polizei macht leider keinen so guten Eindruck, so dass die drei Hauptakteure, Steven Lukas (er ist ein bisschen naiv), Sara Lengfeld (sie ist ein wenig undurchsichtig) und Onkel Lu (der etwas seltsame Ludwigspezialist) ,  das Rätsel  völlig alleine lösen müssen. Am Ende siegen natürlich die Guten und die Bösen werden bestraft.

Was mich am meisten fasziniert hat war die Tatsache, dass sich Oliver Pötzsch praktisch bis zur letzten Seite  immer wieder neue Überraschungen, die den Leser verblüffen, ausgedacht hat. Spannung ist garantiert, bis zum Ende des Romans.

Alles endet dann in einem riesen Knall und wieder darf die Wahrheit nicht ans Licht! Warum? Weil es die Wittelsbacher nicht wollen! Dann aber hat Sara Lengfeld noch einen Trumpf in der Hand, welcher es ermöglicht, dass sie und Lukas glücklich und sorgenfrei bis ans Ende ihrer Tage leben können und wenn sie nicht gestorben sind, dann …

Ich hoffe, ich habe sie auf das Buch neugierig gemacht ohne viel zu verraten. Es ist zwar ein Roman, aber warum soll es nicht so gewesen sein, damals, als Ludwig II. ermordet wurde. Der hier beschriebene  Ablauf zur Ludwig Verschwörung ist so wahr oder unwahr wie jede andere Theorie die zu diesem Fall aufgestellt wurde.

Der Autor erzählte mir in einem Gespräch, dass ihn beim Schreiben der Ludwig II. Virus gepackt hat. Ich denke, dass es Ihnen beim Lesen genau so gehen wird.

Für alle, welche zu faul sind selbst zu lesen, gibt es diesen Roman auch als Hörbuch. Mit diesem Medium werde auch ich mir das Buch noch einmal zu Gemüte führen.

Erich Adami, 08.04.2011

Buchbesprechung: Alexander Ballhaus – Seenacht

Seenacht – Ein Kriminalroman

Autor: Alexander Ballhaus
Verlag: ars vivendi Cadolzburg
ISBN: 978-3-86913-038-5
Preis: 19,90 Euro
Weitere Daten 2010. 1315 Seiten; Hardcover

Inhalt: In geheimer Mission begibt sich Graf Alexander von der Thann auf Spurensuche, um im Auftrag der österreichischen Kaiserin Elisabeth das Rätsel um den Tod des Bayernkönigs Ludwig II. zu lösen. Als er aber in München eintrifft, sind die Akten bereits geschlossen. Doch von der Thann tüftelt nicht nur gerne Kochrezepte aus, er verfügt auch über untrügliches kriminalistisches Gespür, das ihn nicht nur einmal in Lebensgefahr bringt. Und er gewinnt Freunde, die ihn auf seinem Weg begleiten, allen voran die bezaubernde Juliane von Sternthal, in die er sich rettungslos verliebt. Mit ihrer Hilfe kommt der verdeckte Ermittler schließlich einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur, deren Erschütterungen bis nach Wien reichen.

Ein fulminanter historischer Kriminalroman: sorgfältig recherchiert, packend erzählt – und mit verblüffenden Wendungen, die bis zuletzt in Atem halten.

Das Cover: Das Cover des Buches ist gut gemacht. Es wirkt geheimnisvoll und suggeriert eine spannende Lektüre.

Meine Meinung:

Als ich das Buch in die Hand genommen habe, um es zu lesen, war ich gespannt, wie sich der Autor auf der Basis der bekannten Fakten den Tod König Ludwigs II. vorgestellt hat. Im Nachwort, das ich zuerst gelesen habe, schreibt er ja:

„Sämtliche in diesem Roman verarbeiteten Informationen zum leben König Ludwigs II. entsprechen den historischen Fakten.“

Also begann ich zu lesen, um mich von dem spannenden Krimi fesseln zu lassen.

Das Buch basiert auf 3 wesentlichen Säulen.

01.       Eine Liebesgeschichte zwischen dem Hobbydetektiv Alexander von der Thann und der bayerischen Schönheit Juliane von Sternthal. Diese Rahmenhandlung durchzieht natürlich das ganze Buch und man hat das Gefühl einen Groschenroman zu lesen, welchen man für ein paar Cent an jeder Bahnhofsbuchhandlung kaufen kann. Es geht hier um Herz, Schmerz, Liebe und Triebe. Das hat mir überhaupt nicht gefallen und ich war oft nahe dran das Buch nicht zu Ende zu lesen. Auch die Sexszene, wie eine dralle Münchner Kellnerin Alexander von der Thann nackt verführen wollte hat diesen Teil des Buches nicht aufregender gemacht.

02.       Der Hobbydetektiv Alexander von der Thann ist auch ein begnadeter Amateurkoch, was dem Autor die Möglichkeit gibt seitenweise dieses Thema abzuhandeln, was für die Spannung in einem Krimi auch nicht gerade förderlich ist. Gutes Essen, Kochen, was mag der König, was mag er nicht. Was essen die Wiener gerne usw usw. Zäh wie Kaugummi haben sich diese Details in dem Buch hingezogen.

03.       Bleiben noch die historischen Fakten, die natürlich in dem Buch wiedergegeben werden in der Form, dass der Detektiv  mit einzelnen noch lebenden Personen, welche in das Drama um den König verwickelt waren, gesprochen hat.

Dies ist zweifelsfrei der bessere Teil, obwohl der Autor nicht in jedem Fall gut recherchiert hat, denn es gibt schon einige historische Fehler die er hätte wissen können. So war Kaiserin Elisabeth niemals am Sarg Ludwigs II. gestanden und hat ihm Veilchen in die Hand gedrückt. Auch war die Kaiserin mit König Ludwig II. niemals in Herrenchiemsee. Auch die Aussage: „Jahrelang hat er keinen Fuß in die Stadt München gesetzt“ ist nicht richtig. Dürckheim wird nicht richtig dargestellt und Dr. Franz Carl Müller entspricht ebenfalls nicht der bekannten Realität. Es gibt noch einiges was zu bemängeln wäre, aber das meiste entspricht den historischen Quellen. Wollen wir also hier nicht päpstlicher sein als der Papst. Es ist ja ein Roman und keine Sachbuch.

Eigentlich kommt es bei einem guten Kriminalroman nur darauf an, den Leser zu fesseln, ihn in die Irre zu führen und bei der Aufklärung des Verbrechens Verblüffung zu erzielen. Dies ist natürlich bei einem historischen Krimi nicht ganz so leicht, weil in diesem Fall die Fakten um den Tod König Ludwigs II. schon hunderte Male veröffentlicht wurden und so den meisten Lesern bekannt sind. Es bleibt dem Autor also nur noch für eine spektakuläre fiktive Aufklärung des Verbrechens zu sorgen.

Wenn ich jetzt weiter schreibe, müsste ich die von dem Buchautor fiktiv beschriebenen Umstände um den Tod König Ludwigs II. verraten. Das möchte ich aber nicht, das wäre unfair. Wer es wissen will, soll sich das Buch gefälligst kaufen.

Kann ich nun das Buch empfehlen? Ich möchte mal so sagen.

Für den König Ludwig II. Kenner ist das Buch nicht zu empfehlen, denn das was für ihn von Interesse ist, kennt er schon alles und der Rest ist halt Loreroman. Wenn er aber unbedingt wissen will, wie König Ludwig II. in diesem Buch ums Leben gekommen ist, so reicht es, wenn er die letzten 5 Kapitel liest.

Ein Leser, welcher sich kaum mit König Ludwig befasst hat und an die Rahmenhandlung keine hohen Ansprüche stellt, erfährt hier vieles über das Leben und Sterben unseres Märchenkönigs und ist vielleicht gar nicht so unzufrieden mit dem Buch.

Kaiserin Elisabeth war in dem Buch sehr zufrieden mit der Arbeit ihres Privatdetektivs Alexander von der Thann und das ist doch schon was. Ich aber war mit dem Buch nicht zufrieden.

Die wahrste Wahrheit aus dem Buch möchte ich zum Schluss meiner Ausführungen wörtlich zitieren:

„Ludwigs Leichnam ruht für alle Zeiten in der Gruft. Und niemals wird es die Familie [das Haus Wittelsbach] zulassen, dass er exhumiert wird. Das Haus Wittelsbach kann es sich nicht leisten, die zweifelsfreie Wahrheit über den Tod des Königs ans Licht zu bringen. Man wird es nicht tun, nicht in hundert Jahren.“

Dem ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen

Erich Adami