Bayerns unglücklichster König
Otto I., der Bruder Ludwigs II.
Alfons Schweiggert
Verlag Sankt Michaelsbund, München 2015
ISBN 978-3943135664
288 Seiten, 19,90 EUR
Bereits 1992 veröffentlichte der emsige Autor Alfons Schweiggert ein 159-seitiges Bändchen zum „Schattenkönig – Otto der Bruder König Ludwig II. von Bayern – ein Lebensbild“. Nachdem er sich inzwischen mit der Psychopathologie Ludwigs intensiv beschäftigt hat und den Arzt Dr. Bernhard von Gudden vorstellte, publizierte der Autor ein Buch über Gudden und war Kurator einer Ausstellung in Benediktbeuern. So ist es nur folgerichtig, mit der Herausgabe eines neuen Buches „dem Schattenkönig Otto I. mit diesem spannenden Lebensbild ein ergreifendes Denkmal“ zu setzen.
Der Autor
Alfons Schweiggert veröffentlichte vielbeachtete Bücher über König Ludwig II., u.a. „Der Kronprinz. Kindheit und Jugend Ludwigs II.“ (1985); „Ludwig II. Seine triumphale Frankenreise“ (2011); „Die letzten Tage König Ludwigs II. von Bayern“ (2014); „Dr. Bern-hard von Gudden, der Gutachter Ludwigs II.“ (2014). Seine Bücher sind immer hervorragend recherchiert und in einem Stil geschrieben der gleichzeitig spannend aber auch lehrreich ist. Es geht ihm beim Schreiben immer darum den Leser mit seinen Sachbüchern so zu faszinieren, dass dieser sie gerne liest, wie einen spannenden Roman.
Das Buch
Das Buch im Format 14,4 x 21,3 cm ist gut aufgemacht. Neben einem Textteil befinden sich in der Mitte 16 thematisch geordnete Bildseiten in schwarz/weiß und auch in Farbe. Einige noch nie veröffentlichte Portraits des verrückten Königs sind dort zu finden. Das umfangreiche Inhaltsverzeichnis zeigt, dass die einzelnen Kapitel und Unterkapitel kurzgehalten sind, was dem Lesefluss sehr zuträglich ist. Eine Zeittafel am Schluss des Buches lässt das Leben von Otto I. noch einmal in Kurzform am Leser vorüberziehen. Ganz selbstverständlich gehören zu einem guten Sachbuch ein Literaturverzeichnis, ein Nachweis der Bilder und ein Personenregister. Für die Fachleute ganz wichtig sind die Fußnoten, die immer wieder die Quellen angeben aus denen Schweiggert geschöpft hat.
König Otto I. von Bayern
In der Aufzählung der bayerischen Könige wird Otto zumeist regelrecht vergessen oder gar mit seinem Onkel, König Otto I. von Griechenland (1815-1867), verwechselt. Er verkümmert zur Randnotiz in Bayerns Geschichte, siechte er doch mehr als die Hälfte seines Lebens, an einer unheimlichen Geisteskrankheit leidend, in Schloss Fürsten-ried dahin, ohne auch nur eine Stunde lang zu regieren. Er starb mit 68 Jahren. Seine Regierungszeit war immerhin die längste eines bayerischen Königs. Sie ging von 1886 bis 1916, also 30 Jahre.
Der Inhalt
König Ludwig II. von Bayern kennt alle Welt. Tausende Bücher, Artikel und Aufsätze wurden über ihn veröffentlicht. Über seinen Bruder Otto ist nur wenig bekannt. Alfons Schweiggert selbst hat im Jahre 1992 schon einmal ein Buch über Otto I. veröffentlicht, das den Titel „Schattenkönig“ trägt. 1999 hat der Autor Wolfgang Müller in einem Buch diesem König einen längeren Artikel gewidmet. Die nun vorliegende neue Biographie geht aber viel weiter. Sie beschreibt in chronologischer Reihenfolge Prinz Ottos Kindheit und seine Jugendjahre. Dann befasst sich Schweiggert sehr ausführlich über die Krankheit des bayerischen Königs und das in einer Genauigkeit die fasziniert und erstaunt. Dies alles wurde bisher unter Verschluss gehalten und noch niemals so zusammenhängend der Öffentlichkeit präsentiert. Dann befasst sich der Autor mit dem Thema: Warum wurde Prinz Otto König, obwohl er doch verrückt war? Die meiste Zeit verbrachte der verrückte König hinter verschlossenen Türen, zuletzt als „Einsiedler von Fürstenried“. In einem weiteren Kapitel wird der Tod von König Otto thematisiert, der im Jahre 1916 eingetreten ist. In dem Kapitel „König Otto I., der vergessene König“ befasst sich Schweiggert mit den vielen Gerüchten und seltsamen Geschichten um König Otto. Diese sind mindestens genauso spannend wie die über König Ludwig II. Seit dem Tod dieses Königs haben sich viele Psychiater Gedanken über die Krankheit Ottos gemacht und lange Abhandlungen geschrieben. Auch diese werden ausführlich dargestellt. Im letzten Kapitel, mit Epilog betitelt, geht der Autor auf Suche nach des Spuren König Ottos I., welche in Bayern noch zu finden sind.
Resümee
Es wurde Zeit, dass dieses Buch geschrieben wurde. Wer König Ludwig II. verstehen will, muss auch das Leben und Schicksal seines Bruders kennen. Beide waren ein Leben lang enger miteinander verbunden, wie bisher angenommen wurde. Die Einblicke, die das Buch in das tragische Schicksal Ottos gewährt, lässt so manche Verhaltensweisen und Aktivitäten Ludwigs II. besser verstehen. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Die Ausstellung
Zu seinem Buch über den Arzt Dr. Bernhard von Gudden gab es in Benediktbeuern und in Prien eine von ihm selbst zusammengestellte sehr erfolgreiche Ausstellung. Auch zu dem vorliegenden Buch über König Otto I. von Bayern hat Alfons Schweiggert eine Ausstellung zusammengestellt die im Sommer ebenfalls in Benediktbeuern zu sehen sein wird. Darauf darf man sicherlich gespannt sein, denn über diesen relativ unbekannten bayerischen König hat man sich noch niemals die Mühe gemacht, ihn der bayerischen Bevölkerung näher zu bringen. Das hat einen ganz einfachen Grund – Otto I. war verrückt. Die Ausstellung wird vom 12. Mai 2016 bis zum 12. Juli 2016 in Benediktbeuern zu sehen sein.
(c) Erich Adami
Die Vernissage der Ausstellung findet am 12. Mai 2016 statt. Zu dieser Ausstellung haben sich bereits einige Fachleute zu Vorträgen bereit erklärt, so Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München über „Ottos Krankheit und die Münchner Psychiatrie“, Dr. Hadumod Bußmann über „Die Beziehung Prinzessin Thereses von Bayern zu Otto“, Prof. Dr. Reinhard Steinberg, ärztl. Direktor a. D. des Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie über „Ottos Erkrankung“ und Prof. Dr. Matthias M. Weber, Leiter des Historischen Archivs des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, über „König Ottos Aufenthalt in Schloss Fürstenried“.
Am 09. Juni 2016, 19:00 Uhr, findet in der Münchner Buchhandlung Lesetraum, Herzog-Wilhelm-Str. 5, die Buchpräsentation der Biographie über Otto I. statt.
Die Schwabenakadamie Irsee bietet jedes Jahr eine Menge interessanter Seminare und Veranstaltungen an. Zum 200. Geburtstag Richard Wagners wird dieses Jahr im November ein Seminar angeboten, das wir hier kurz vorstellen möchten.
Geleitet wird dieses Seminar, das vom 8. bis 10. November 2013 in Irsee (Allgäu, ca. 40 km nördlich von Schloss Neuschwanstein) stattfindet, von der 1946 geborenen Prof. Dr. Ute Büchter-Römer.
Frau Büchter-Römer ist Professorin der Universität Köln und eine ausgewiesene Kennerin der Materie; ihre Seminare werden sehr geschätzt, nicht nur aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz, sondern auch weil sie ihr Publikum zu begeistern weiß.
Da Ludwig II. von Bayern bekanntermaßen ein großer Verehrer Wagners war, ist das Wagner-Seminar sicher auch Ludwig-Interessierte attraktiv.
Wie bereits im vergangenen Jahr, so gibt es auch heuer anlässlich Ludwigs Geburtstags am 25.08.2012 ein hervorragendes Programm rund um das Schloss Linderhof.
Es scheint üblich zu werden, die vorjährigen Angebote immer noch steigern zu wollen…
So beginnt der Sonnabend-Nachmittag mit einem Kinderprogramm:
14.00– ca. 17.00 Uhr:
KÖNIGLICHE MUSIK IM SCHLOSSPARK · Ein Geburtstagsständchen aus Gegenwart und Vergangenheit mit dem Kinderensemble der »Ammertaler Nervensägen«
Teilnahme kostenlos · Ort und Uhrzeit der Darbietungen werden an der Kasse bekanntgegeben 14.30– ca. 16.30 Uhr:
KINDERFÜHRUNG »LANZE, ZOPF UND LILIENKÖNIG«
Anlässlich seines Namenstages: Ein Spaziergang auf den Spuren der königlichen Namensvettern Ludwigs II.
Teilnahme für Kinder und Erwachsene kostenlos · Teilnehmerzahl begrenzt · Reservierung empfohlen unter Tel. (0 88 22) 92 03-21 · Treffpunkt: Kasse
Den ganzen Tag über werden Brotzeit und Getränke am Schloss verkauft.
20.00– ca. 20.30 Uhr:
MUSIK FÜR KÖNIGLICHE TRÄUME · Ein beschwingter Auftakt in die »Ludwig-Nacht«
Es spielt das Jugendstreichorchester »Ammertaler Nervensägen« unter der Leitung von Barbara Schenk danach Illumination des Wasserparterres · Eintritt frei · Treffpunkt: Schlossvorplatz
Besonders zu empfehlen sind die nächtlichen Schlossführungen; Kerzenlicht wird imitiert und man hat fast den Eindruck, erleben zu können, wie es früher, in der Nacht, gewesen sein mus:
21.15–23.30 Uhr:
NACHTS IM MÄRCHENSCHLOSS · Nächtliche Schlossführung mit musikalischer Untermalung · Achtung! Teilnehmerzahl begrenzt
Reservierung empfohlen unter Tel. (0 88 22) 92 03-21 · Treffpunkt: Schloss
Eintritt: € 11,50 pro Person · Abendkasse von 19.00 – 23.15 Uhr geöffnet
21.15–23.00 Uhr:
Themenführungen in den Gartenparterres
VOM GERÜCHT ZUM WAHREN RUHM · Treffpunkt: Westparterre, Famabrunnen
KONTINENTALER WASSERZAUBER · Treffpunkt: Nordparterre, Neptunbrunnen
ELEMENTARES UND AMOURÖSES · Treffpunkt: Ostparterre, Amorbrunnen
DIE SCHÖNEN IM TAGESLAUF · Treffpunkt: Wasserparterre, Mitteltreppe
Dauer jeweils ca. ½ Stunde · Teilnahme kostenlos
21.30–23.30 Uhr:
MÄRCHENKÖNIG UND WURZELSEPP STATT
WINNETOU UND OLD SHATTERHAND · Lesung im Steinbruch Linderhof aus Karl Mays »Der Weg zum Glück. Höchst interessante Begebenheiten aus dem Leben und Wirken des Königs Ludwig II. von Baiern« · Eintritt frei
22.00–23.30 Uhr:
Vorführung des Stummfilms »DAS SCHWEIGEN AM STARNBERGER SEE«
(Regie: Rolf Raffé) aus dem Jahr 1920 im Palmenhaus · Eintritt frei
Das vollständige Programm kann hier heruntergeladen werden.
Am 13.06.2012 jährt sich der Todestag König Ludwig II. – das „Dorf der Königsschlösser“ Schwangau berichtet:
Vorträge von Historikern und Buchautoren im Schlossbrauhaus sollen mehr Licht in die Lebensweise von Ludwig II. bringen. „Wir sind der Ansicht, dass der bekannte Monarch aufgrund mangelnder Kenntnis oft falsch eingeschätzt wird. Die Vorträge stellen einen Versuch dar, diese Informationslücke zu verkleinern“, so die Organisatorin der Treffen, Hildegard Stinauer. Dafür hat sie ein interessantes Angebot zusammengestellt: Drei Vorträge, im Schlossbrauhaus befassen sich mit unterschiedlichen Lebensthemen des Königs. Die Vorträge sind öffentlich und jeder Interessierte ist dazu herzlich eingeladen.
Am 29. April 2012 fand im „Museum der bayerischen Könige“ ein Museumsrundgang und Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Hirzinger, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik, Oberpfaffenhofen „Über die gebauten und nicht mehr realisierten Träume Ludwigs II.“ statt.
Nicht nur die drei Schlösser, die der Märchenkönig wirklich gebaut hat und die man über moderne Methoden der Sensorik und Robotik fotorealistisch in der 3D -Computergrafik „begehen“ kann, finden heute großes Interesse, sondern vor allem auch die Bau- und Technologie-Projekte, die entweder nicht mehr existieren oder nie realisiert wurden, wie der Wintergarten über der Münchner Residenz, der Seilbahnflug über den Alpsee oder die Visionen von Burg Falkenstein bzw. dem chinesischen und byzantinischen Palast.
Das Museum ist bis zum 30.09.2012 täglich von 9:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.
Am Donnerstag, 21. Juli, bietet die Schlösserverwaltung um 14:30 Uhr eine besondere Führung an:
Hechtenkraut und Veilchenbowle – der Kini kulinarisch
Dabei soll ein Zeitzeuge ausführlich zu Wort kommen: Theodor Hierneis, Küchenjunge Ludwigs in seinen letzten vier Lebensjahren.
Mit ihm suchen wir die Plätze in Schloss und Park auf, an denen der König gespeist hat. Wir lernen den Alltag des Personals kennen, blicken in versteckte Ecken, beschäftigen uns mit Menüfolgen und raffinierten Rezepten. Nebenbei erfahren wir auch etwas über „barocke Tafelfreuden“ am Hof der französischen Bourbonenherrscher, die für Ludwig II. auch in kulinarischer Hinsicht Vorbild waren …
Die Schongauer Nachrichten (Merkur) berichtet am 06.05.2011 von einem Vortrag, den der in Weilheim geborene Historiker Thomas Ott auf Einladung des Historischen Verein Schongau hielt:
Fundiert, verständlich, nie überfrachtet, klar strukturiert und voller Sympathie für sein Thema gestaltete Ott sein reich bebildertes Referat. Wenn Geschichtsunterricht doch immer so hochkarätig und spannend wäre, wird sich wohl manch einer der zahlreichen Besucher gedacht haben. (…)
Im Bildgedächtnis der Öffentlichkeit bleibt Ludwig „für immer jung – krank, verlassen, verzweifelt“. Die Gegenwelt, die sich Ludwig erschaffen hat, führt laut Ott zur „Verkitschung Bayerns“. Ludwig II. werde so „posthum zum Repräsentanten eines unbescholtenen Deutschland“. Auch darüber lohnt es sich, einmal in Ruhe nachzudenken.
Am Donnerstag 05.05.2011, 20:00 Uhr, wird Prof. Dr. Heinz Häfner, dessen Buch kürzlich überarbeitet als Taschenbuch erschienen ist, in München einen Vortrag über das Schicksal König Ludwig II. halten. Dieser findet statt in der:
Black Box im Gasteig
Rosenheimer Straße 5
81667 München
Nicht alle verehren König Ludwig II. von Bayern vorbehaltlos. Die Märkische Allgemeine Zeitung berichtet zum Traditionsfes der Zernikower Maulbeeren, auf dem Max Kühbandner von der Zoologischen Staatssammlung München einen Vortrag über „Spinner, die die Welt bewegen“ hielt.
Für den größten Spinner hält Kühbandner seinen Landsmann König Ludwig II. von Bayern, dem die Welt die Schlösser Linderhof und Neuschwanstein verdankt.